Tote bei Zusammenstößen an Venezuelas Grenzen

  24 Februar 2019    Gelesen: 673
Tote bei Zusammenstößen an Venezuelas Grenzen

An Venezuelas Grenzen eskaliert die Gewalt. Sicherheitskräfte setzen Gummigeschosse ein, um einen Hilfskonvoi aus Kolumbien zu stoppen. Menschenrechtler berichten von Toten an der Grenze zu Brasilien. Staatschef Maduro bricht unterdessen die Beziehungen zur "faschistischen Regierung" Kolumbiens ab.

Bei gewaltsamen Zusammenstößen an der Grenze zwischen Venezuela und Brasilien sind nach Angaben einer Nichtregierungsorganisation mindestens drei Menschen getötet worden, darunter ein 14-jähriger Junge. Sie seien durch Schüsse der venezolanischen Armee in Santa Elena de Uairén gestorben, sagte ein Sprecher der Menschenrechtsorganisation Foro Penal. 31 weitere Personen seien verletzt worden. Anderen Berichten zufolge kamen vier Menschen ums Leben. Bereits gestern waren bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften in Santa Elena de Uairén zwei Menschen getötet worden.

Auch an der Grenze zwischen Venezuela und Kolumbien kam es zu Zusammenstößten, bei denen die Sicherheitkräfte Tränengas und Gummigeschossen einsetzten. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt. Die venezolanische Armee versucht an der Grenze zu Brasilien und Kolumbien, ausländische Hilfsgüter für eigene Bevölkerung zu blockieren. Der selbst ernannte Übergangspräsident Juan Guaidó hatte diese Hilfslieferungen angekündigt. Sein Widersacher, Venezuelas umstrittener Staatschef Nicolás Maduro, lehnt die Hilfe strikt ab und verurteilt sie als Vorwand, unter dem eine militärische US-Invasion vorbereitet werden solle.

Auf einer Brücke nahe dem kolumbianischen Grenzort Ureña durchbrachen vier Lastwagen mit Hilfsgütern eine von Soldaten errichtete Barriere. Venezolanische Sicherheitskräfte beschossen den Konvoi und die sie zu Fuß begleitenden Menschen daraufhin mit Tränengas und Gummigeschossen. Mindestens sechs Menschen wurden verletzt, wie die Sender VPI-TV und CNN en Español berichteten. Die Lastwagen passierten nur eine erste Barriere in der Mitte der Grenzbrücke Francisco de Paula Santander, dann wurden sie auf venezolanischer Seite von den Sicherheitskräften angehalten.

Guaidó schrieb auf Twitter, auch ein Lastwagen mit Hilfsgütern habe von Brasilien aus bereits die Grenze passiert. Eine unabhängige Bestätigung gab es dafür zunächst nicht.

Die kolumbianische Regierung ordnete derweil die Rückkehr der Lastwagen mit Hilfsgütern für Venezuela an. Der "friedliche und humanitäre" Einsatz sei von der Regierung Maduros an der Grenze der Nachbarstaaten gewaltsam unterbrochen worden, begründete der kolumbianische Außenminister, Carlos Holmes Trujillo, die Entscheidung.

Proteste gegen Schließung der Übergänge


Hunderte Demonstranten, überwiegend lokale Anwohner, protestierten zudem in Ureña gegen die von Maduro verfügte Schließung der Übergänge - und wurden von Sicherheitskräften mit Tränengas und Gummigeschossen zurückgedrängt. Die Demonstranten zündeten ihrerseits Autoreifen an und bewarfen die Polizei mit Steinen. Mindestens 20 Menschen wurden dabei verletzt, wie der Sender Radio Caracol meldete.

Maduro verkündete unterdessen den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum Nachbarland Kolumbien. Bei einer Kundgebung in der Hauptstadt Caracas kritisierte Maduro, die "faschistische Regierung von Kolumbien" habe die vom selbsternannten Übergangspräsidenten Juan Guaidó initiierten ausländischen Hilfslieferungen nach Venezuela aktiv unterstützt. Deswegen müssten alle diplomatischen Vertreter des Nachbarlandes Venezuela binnen 24 Stunden verlassen, sagte Maduro.

Die Zahl der aus Venezuela desertierten Sicherheitskräfte stieg nach kolumbianischen Angaben auf 60. Sie seien aus den venezolanischen Bezirken Norte de Santander und Arauca nach Kolumbien geflohen, teilte die dortige Einwanderungsbehörde mit.

"Attentat gegen die Menschenrechte"


Kolumbiens Staatschef Iván Duque forderte die freie Einfuhr von Hilfsgütern. Die Blockade der Transporte sei ein "Attentat gegen die Menschenrechte", sagte Duque in Cúcuta auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Guaidó und dem chilenischen Präsidenten Sebastián Piñera.

Auch Guaidó rief die venezolanischen Sicherheitskräfte auf, sich "auf die Seite der Verfassung" zu stellen und die Hilfsgüter durchzulassen. Dann machte sich der Interimspräsident, der inzwischen von Dutzenden Staaten und auch Deutschland anerkannt ist, nach eigenen Angaben auf den Weg an die Grenze.

In Kolumbien stehen 600 Tonnen Hilfsgüter bereit, in Brasilien weitere 200 Tonnen Medikamente und Nahrungsmittel. Ein Schiff mit 200 Tonnen sei außerdem von Puerto Rico ausgelaufen, erklärte der Oppositionsabgeordnete Miguel Pizarro in Caracas. Tausende freiwillige Helfer und Anhänger Guaidós wollen gegebenenfalls die Nahrungsmittel und Medikamente von Kolumbien aus mit den eigenen Händen ins Land bringen, falls die Lastwagen nicht die Grenzübergänge durchkreuzen können. Sie gehen dabei ein hohes Risiko ein. Befürchtet wurde ein Blutvergießen, falls Soldaten die Menschen mit Gewalt stoppen.

Die US-Regierung warnte Maduro und das Militär vor neuer Gewaltanwendung. In einer Erklärung forderte auch das Weiße Haus die Soldaten auf, Hilfsgüter für das Volk ungehindert passieren zu lassen. "Die Welt sieht zu", warnten die USA. Präsident Donald Trump schrieb auf Twitter: "Gott segne das Volk Venezuelas." Der Nationale Sicherheitsberater John Bolton sagte eine geplante Reise nach Südkorea ab, um die Lage in Venezuela zu beobachten. UN-Generalsekretär António Guterres forderte ebenfalls die venezolanischen Sicherheitskräfte auf, keine Gewalt gegen Demonstranten einzusetzen.


Quelle: n-tv.de


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