In einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter mehr als 50 Ökonomen bezeichneten zwar mehr als ein Drittel der Befragten den EZB-Direktor Benoit Coeure als beste Wahl für diese Schlüsselposition in der europäischen Wirtschaft. Deutlich mehr als ein Drittel nannten indes den ehemaligen finnischen Notenbank-Chef Erkki Liikanen als wahrscheinlichen Sieger.
Draghi scheidet Ende Oktober nach acht Jahren aus dem Amt. Das Rennen um seine Nachfolge dürfte spätestens nach der Europawahl Ende Mai in die heiße Phase gehen. Daneben müssen dieses Jahr auch die Position des Präsidenten der EU-Kommission sowie die Ämter des Vorsitzenden des Europäischen Rates und des EU-Beauftragten für Außenpolitik neu besetzt werden. Es gilt als wahrscheinlich, dass Deutschland auf einen der Posten Anspruch erheben wird. Offizielle Bewerber für die Draghi-Nachfolge gibt es noch nicht. Es kursieren aber schon seit einiger Zeit Namen möglicher Anwärter.
Der in der Umfrage als bester Kandidat eingestufte Franzose Coeure hat ein großes Handicap. Nach den geltenden Regeln darf ein amtierender EZB-Direktor nicht auf den Chefsessel der Notenbank vorrücken. Um wählbar zu sein müsste er vorher zurücktreten - womit die EZB möglicherweise Kritik auf sich ziehen würde. Liikanen allerdings wäre am Ende seiner Amtszeit als EZB-Chef bereits 77 Jahre und damit älter als jeder seiner Vorgänger.
Zu den nach Coeure am besten geeigneten Kandidaten zählten die befragten Experten Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sowie Liikanen. Beide erhielten mehr als ein Fünftel der Stimmen. Bei der Frage nach dem wahrscheinlichen Sieger lag Liikanen vorn. Weidmann, Frankreichs Notenbank-Chef Francois Villeroy de Galhau, Finnlands aktuellen Notenbank-Gouverneur Olli Rehn sowie Coeure teilten sich in etwa die verbleibenden Stimmen. Weidmann schnitt damit bei der Eignungsfrage deutlich besser ab als bei der Frage nach dem wahrscheinlichen Sieger.
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