Ukraine-Wahl: Exit Polls sehen Poroschenko als Verlierer – TV-Star Selenski vorne

  01 April 2019    Gelesen: 813
 Ukraine-Wahl: Exit Polls sehen Poroschenko als Verlierer – TV-Star Selenski vorne

Bei der Präsidentenwahl in der Ukraine am Sonntag kassiert Petro Poroschenko (53) laut Wahltagsbefragungen eine Schlappe: Der Amtsinhaber liegt demnach auf Platz zwei, weit abgeschlagen hinter dem Komiker Wladimir Selenski (41). Den Angaben zufolge hat keiner der 39 Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht, weshalb eine Stichwahl nötig sein wird.

Laut Wahltagsbefragungen (Exit Polls) des ukrainischen TV-Senders 112 Ukraina kommt Selenski auf 30,7 Prozent der Stimmen, Poroschenko holt 18,6 Prozent. Anders als Poroschenko setzt sich Selenski für Verhandlungen mit Russland ein und plädiert dafür, dass die Ukrainer über eine EU- und Nato-Mitgliedschaft des kriegs- und krisengebeutelten Landes per Referendum entscheiden sollten. Dem Comedy-Star wird nachgesagt, hinter ihm stünde der Ex-Oligarch Igor Kolomoiski. Der im israelischen Exil lebende Milliardär bestreitet das.

Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko (58), die sich im Wahlkampf ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Poroschenko lieferte, ist laut den Exit Polls mit 13,9 Prozent Dritte. Vierter ist der frühere Vizepremier Juri Bojko mit knapp zehn Prozent der Stimmen, gefolgt von Ex-Verteidigungsminister Anatoli Grizenko (rund sieben Prozent). Bojko, der für das Oppositionsbündnis „Opposizionnaja platforma“ kandidierte, setzt sich für bessere Beziehungen zu Russland ein.

In Wahltagsbefragungen anderer ukrainischer Institutionen schneiden die Bewerber mit ähnlichen Werten ab. Wenn die Werte stimmen, werden die Ukrainer in einer Stichwahl am 21. April zwischen dem seit 2014 regierenden Poroschenko und dem Comedy-Star Selenski entscheiden müssen.

Bei den Exit Polls werden Wähler beim Verlassen des Wahllokals nach ihrer Stimmabgabe befragt. Timoschenkos Wahlteam sprach nach der Veröffentlichung der Werte bereits von einem Wahlbetrug und machte den Inlandsgeheimdienst SBU dafür verantwortlich.

Am Sonntag waren rund 30 Millionen Wahlberechtigte in der verarmten und kriegsgebeutelten Ex-Sowjetrepublik zu den Urnen gerufen worden. Die Beteiligung war mit 67 Prozent höher als bei der vorherigen Wahl 2014.

Manipulationsvorwürfe überschatteten die Abstimmung: Das Innenministerium in Kiew prüft nach eigenen Angaben mehr als 2000 Anzeigen wegen mutmaßlicher Verletzung des Wahlrechts. Die Liste reicht von illegaler Werbung über Wählerbestechung bis hin zu Beschädigung von Wahlzetteln.

Selenskis Wahlstab klagte etwa über Namen von Verstorbenen in Wählerlisten. Das Team Poroschenkos meldete, dass in einem Kiewer Wahllokal Kugelschreiber mit sympathetischer Tinte benutzt worden seien. Die Zentrale Wahlkommission in Kiew will allerdings keine schweren Verstöße registriert haben.

Landesweit hatten fast 30.000 Wahllokale geöffnet. Die ukrainische Wahlbehörde machte diesmal keine Lokale in Russland auf. Nach Angaben des Kiewer Außenministeriums leben etwa drei Millionen Ukrainer im östlichen Nachbarland. Auch die selbsterklärten Volksrepubliken Donezk und Lugansk im Osten der Ukraine, die einige Millionen Einwohner zählen, waren von der Wahl ausgeschlossen.

sputniknews


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