Wirtschaft, sei optimistisch!

  20 Januar 2016    Gelesen: 914
Wirtschaft, sei optimistisch!
Verunsicherung und Weltuntergangsprognosen sind fehl am Platz. Stattdessen sollte die globale Elite beim Weltwirtschaftsforum zuversichtlich in die Zukunft blicken. Ein Kommentar.
Es gibt eine alte Regel beim Weltwirtschaftsforum: Meistens kommt es anders, als es sich die globale Elite auf ihrem Gipfel in den Schweizer Bergen ausmalt. Das gilt besonders dann, wenn sich viele Manager und Politiker angesichts zahlreicher Krisen in Untergangsprognosen flüchten.

Glaubt man den Umfragen, die zum Auftakt des globalen Brainstormings veröffentlicht wurden, dann steht die Führungselite der Welt heute erneut mit weichen Knien am Abgrund: bedrückt von der wachsenden sozialen Ungleichheit, erschüttert von den Turbulenzen auf den Öl- und Rohstoffmärkten, geschwächt von der wirtschaftlichen Müdigkeit Chinas, verängstigt von den Bürgerkriegen im Nahen Osten und den Flüchtlingsströmen in Europa sowie verunsichert von einer technologischen Revolution, die Arbeitsplätze ebenso hinwegfegt wie Geschäftsmodelle.

Die Welt ist jedoch weder nach der Finanzkrise 2009 untergegangen noch wird sie das heute tun. Im Gegenteil: Trotz aller berechtigten Sorgen ob der weltweiten Unordnung haben wir allen Grund dazu, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Und das ist vor allem eben jener „vierten industriellen Revolution“ zu verdanken, die das Hauptthema des Weltwirtschaftsforums ist. So viel Zukunft war selten möglich: ob bei der Bekämpfung von Krankheiten, der produktiveren Organisation unserer Arbeitswelt, dem weltweiten Austausch von Ideen und Informationen – die Digitalisierung bietet ungeahnte Chancen, unser Leben zu verbessern. „Wir müssen den technologischen Wandel annehmen und dürfen uns ihm nicht in den Weg stellen“, sagte der ehemalige Bundesbank-Chef und heutige UBS-Banker Axel Weber zum Auftakt. Klar, die digitale Revolution birgt auch viele Risiken: für unsere Privatsphäre zum Beispiel, für unsere Jobs, die sich verändern oder vielleicht ganz verschwinden. Wandel ist immer anstrengend, weil man sich ständig dem Neuen anpassen muss. Aber diese Anpassungsfähigkeit ist genau der Schlüssel, damit der Umbruch eben nicht nur zur Zerstörung der alten, sondern auch zur Schöpfung einer neuen, besseren Welt führt.

Die globale Elite sollte also möglichst schnell ihre Verzagtheit ablegen und sich an die Arbeit machen. Entscheidend ist nämlich, wie wir die zahlreichen Krisen und den technologischen Wandel managen. Da hilft es nicht, an alten Geschäftsmodellen festzuhalten – weder in der Wirtschaft noch in der Politik. Gefragt sind Unternehmer – und zwar im klassischen Sinne des „Entrepreneurs“. Also Menschen, die etwas unternehmen, kreieren wollen, sei es mit einer neuen Geschäftsidee für die digitale Wirtschaft, sei es als politischer Unternehmer einer sich ebenfalls verändernden Zivilgesellschaft. Weder braucht man dafür ein riesiges Startkapital noch eine riesige Organisation. Den neuen Technologien sei Dank. „Wir wollten fliegende Autos und haben 140 Buchstaben (bei Twitter) bekommen“, hat der Technologieinvestor Peter Thiel einmal über die digitale Revolution gespottet. Nach den Fortschritten mit den fahrerlosen Karossen von Google und anderen Hightech-Firmen sind wir von fliegenden Autos nicht mehr so weit entfernt. Jetzt geht es vor allem darum, unsere anderen Ideen zum Fliegen zu bringen und die Chancen des Wandels zu nutzen. Die Manager und Politiker in Davos sollten dafür beherzt das Signal zum Aufbruch geben.

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