Handelsstreit verunsichert Anleger

  10 Mai 2019    Gelesen: 952
Handelsstreit verunsichert Anleger

Der Handelsstreit zwischen China und den USA dauert weiter an. Selbst die versöhnlichen Worte von US-Präsident Donald Trump helfen nicht viel, die Wall Street notiert tiefer. Es gibt klare Verlierer.

Die Sorgen über den Handelskonflikt hat die Wall Street erneut fest im Griff gehalten und belastet. Dennoch erholten sich die Kurse in der zweiten Sitzungshälfte von den Tagestiefs. Ab Freitag gelten die von US-Präsident Donald Trump angekündigten höheren Zölle auf chinesische US-Importe. Im Gegenzug kündigte das chinesische Handelsministerium bereits Vergeltungsmaßnahmen an. Doch agierte Trump nach dem Motto "Zuckerbrot und Peitsche", entsprechend volatil verlief der Handel an den US-Börsen.

Einerseits verschärfte Trump die Tonart im Handelsstreit, denn er sprach vom Bruch chinesischer Zusagen. Dann ließ er kurz vor Beginn neuer Handelsgespräche vorsichtigen Optimismus durchschimmern. Eine Vereinbarung mit Peking sei "möglich", sagte der US-Präsident. Die am Donnerstag wieder beginnenden Verhandlungen zwischen Chinesen und Amerikanern in Washington dürften aber an einer neuen Zollrunde kurzfristig nichts mehr ändern, zumal Berichte nahelegten, dass eine Einigung noch in weiter Ferne lag.

Der Dow-Jones-Index büßte 0,5 Prozent auf 25.828 Punkte ein, S&P-500 und Nasdaq-Composite verloren 0,3 bzw. 0,4 Prozent. Umgesetzt wurden an der Nyse 827 (Mittwoch 805) Millionen Aktien. Dabei standen den 1.223 (1.359) Kursgewinnern 1.676 (1.550) -verlierer gegenüber. Unverändert gingen 109 (112) Titel aus dem Handel.

"Investoren hatten die zusätzlichen Zölle auf chinesische Waren nicht eingepreist. Es müssen Kernprobleme für ein Abkommen geklärt werden und ich bin nicht sicher, ob dies in den nächsten 24 Stunden passieren wird", sagte Marktstrategin Katie Nixon von Northern Trust Wealth Management. Händler verwiesen zudem auf die Verschärfung der US-Sanktionen gegenüber dem Iran und die drohende Eskalation am Persischen Golf als Belastungsfaktor.

Die Konjunkturdaten des Tages konnten zumindest am Aktienmarkt nicht aus dem Schatten des Handelsstreits treten. Am ehesten wurde noch die Handelsbilanz beäugt. Das Defizit der USA war im März leicht gestiegen. Das US-Defizit im Handel mit China verringerte sich im März jedoch auf den niedrigste Stand seit April 2016. Die Daten dürften die Verhandlungsposition der Chinesen stärken und daher nicht zur Lösung beitragen. Inflations- und die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten wurden weitgehend ignoriert.

Der Halbleitersektor zeigte sich mit Abgaben von 1,8 Prozent angesichts der zunehmenden Sorgen um den Handelsstreit und einem schwachen Ausblick von Intel. So reduzierten sich die Aktien von Micron Technology um 1,2 Prozent und Lam Research fielen um 0,5 Prozent. Intel verloren gar 5,3 Prozent. Das Halbleiterunternehmen rechnet in den kommenden Jahren mit niedrigeren Gewinnen.

Disney hatte mit den Geschäftszahlen für das zweite Quartal die Markterwartungen übertroffen. Allerdings schwächelte das Kerngeschäft etwas. Für die Titel ging es um 1,0 Prozent nach unten.

Für Chevron ging es um 3,1 Prozent aufwärts. Der US-Ölkonzern wird das Gebot für Anadarko nicht erhöhen, womit Occidental zum Zuge kommen wird. Chevron erhielt für die Absage des Deals im Gegenzug eine Zahlung von einer Milliarde Dollar von Anadarko. Chevron kündigte in der Folge an, die Aktienrückkäufe um 25 Prozent auf 5 Milliarden Dollar im Jahr erhöhen zu wollen.

Fossil haussierten um 13,2 Prozent, nachdem der Uhrenkonzern einen etwas geringer als befürchtet ausgefallenen Verlust für das erste Quartal gemeldet und beim Umsatz die Erwartungen übertroffen hatte. Der Online-Marktplatz Etsy hielt beim Wachstum nicht, was sich Analysten versprochen hatten. Die Titel stürzten um 10,8 Prozent ab. Tapestry zogen um 8,5 Prozent an, der Luxusgüterkonzern überzeugte im dritten Quartal und kündigte einen Aktienrückkauf an.

Die Ölpreise tendenziell gaben nach. Der wieder eskalierte Handelsstreit zwischen den USA und China belastete, weil China in der Folge weniger Erdöl nachfragen könnte. Zudem zeigten aktuelle Daten, dass das Erdölkartell Opec im April die Förderung erhöht hatte. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel um 0,7 Prozent auf 61,70 Dollar, Nordseeöl der Sorte Brent ging mit 70,39 Dollar und damit nahezu unverändert aus dem Handel. Die Iran-Krise verhinderte deutlichere Verluste.

Der Dollar neigte zur Schwäche, der ICE-Dollarindex ermäßigte sich um 0,3 Prozent. Hier spielten niedrige Inflationsdaten eine für den Greenback belastende Rolle, denn die US-Erzeugerpreise deuteten im April auf eine verhaltene Inflation hin. Volkswirte hatten mit einem höheren Preisniveau gerechnet. Die Daten deuteten nicht auf baldige Zinserhöhungen hin, hieß es. Der Yen blieb als Fluchtwährung gesucht, die japanische Devise kletterte auf ein Dreimonatshoch. Der Renminbi wertete derweil im Umfeld des eskalierenden US-chinesischen Handelsstreits weiter ab - auf das niedrigste Niveau seit Anfang 2019.

Der Goldpreis stieg um 0,2 Prozent auf 1.284 Dollar je Feinunze. Das Edelmetall profitiere wieder verstärkt von seinem Status als "sicherer Hafen", hieß es. Aber auch die Dollarschwäche und die gesunkenen Zinserhöhungsfantasien halfen dem Edelmetall.

Die US-Anleihen profitierten von der wieder deutlich gestiegenen Suche nach Sicherheit. Aber auch die niedrigen Inflationsdaten machten US-Anleihen attraktiver. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fiel um 2,8 Basispunkte auf 2,45 Prozent. Erstmals seit März war die Zinsstrukturkurve wieder invers, d.h. dass die Zinsen am kurzen Ende des Marktes über jenen des langen lagen. Dies galt als Zeichen der Krise.

n-tv


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