"Die Geschichte wird ihr recht geben"

  24 Mai 2019    Gelesen: 679
"Die Geschichte wird ihr recht geben"

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat die deutsche Kanzlerin in einem Interview für ihre Rolle während der Flüchtlingskrise gelobt. Er sprach außerdem über den "trägen Tanker" Deutschland und seine Küsse.

Der scheidende EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat die Arbeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel gelobt - und dabei besonders ihre Flüchtlingspolitik hervorgehoben. "Angela Merkel hat im Herbst 2015 richtig gehandelt, die Geschichte wird ihr recht geben", sagte Juncker der "Bild"-Zeitung. "Hätte sie die deutschen Grenzen geschlossen, wären Österreich und Ungarn unter der Last der Flüchtlinge zusammengebrochen. Das ist die Wahrheit."

Auf die Frage, ob Merkel die Europäische Union geführt oder gespalten habe, antwortete Juncker: "Von Berlin aus kann man in Europa sehr viel bewirken. Aber eine einzelne Person kann die EU weder führen noch spalten. Man braucht in Europa immer dauerhaft verlässliche Verbündete und viele Freunde, wenn man etwas erreichen will." Deutschland sei in der EU allerdings kein Schnellboot, sondern ein träger Tanker. In entscheidenden Momenten habe Merkel mit anderen "klugen Köpfen" aber "die Dinge und Menschen zusammengebracht".

Juncker nannte Merkel in dem Interview eine "intelligente Frau", man könne "herrlich mit ihr lachen". Die beiden hätten aber auch "sehr viele Auseinandersetzungen" gehabt.

Am Donnerstag begann in den Niederlanden und in Großbritannien die Wahl zum EU-Parlament. Bis zum Sonntag können mehr als 400 Millionen Menschen in den 28 EU-Mitgliedstaaten 751 neue EU-Abgeordnete bestimmen. Der Ausgang entscheidet über die Sitzverteilung im EU-Parlament und die Chancen des Deutschen Manfred Weber auf den Posten des EU-Kommissionschefs. Der bisherige Amtsinhaber Juncker, der wie Weber aus der christdemokratisch-konservativen Parteienfamilie der EVP (Europäische Volkspartei) kommt, scheidet aus.

In dem Interview wurde Juncker unter anderem auch über eine seiner Eigenarten befragt - er ist dafür bekannt, gerne Küsschen zu verteilen. Ob er Menschen frage, bevor er sie küsse? "Nein", antwortete Juncker. Ihm habe auch noch nie jemand gesagt, dass er nicht geküsst werden wolle.

Auch der ARD gab Juncker ein Interview, in dem das Küssen thematisiert wurde. Dort sagte der Politiker: "Europa geht ohne Küssen nicht. Man muss in so einem komplizierten Gesamtkonstrukt - einem Gesamtkunstwerk - wie der Europäische Union, ja auch zeigen, dass man angetreten ist, weil man die Menschen mag."

spiegel


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