Merkel will beim Klima "bessere Antworten finden"

  28 Mai 2019    Gelesen: 1007
Merkel will beim Klima "bessere Antworten finden"

Seit 14 Jahren ist Angela Merkel Bundeskanzlerin, doch erst jetzt gibt sie einem US-Sender ein längeres Interview. Mit CNN-Journalistin Amanpour spricht sie über Lehren aus der Europawahl, über Klimapolitik und über den Kampf gegen Antisemitismus.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das Abschneiden der Grünen bei der Europawahl als "Aufforderung" an die Union bezeichnet. In einem Interview mit der CNN-Journalistin Christiane Amanpour räumte sie ein, die Grünen hätten "recht stark" abgeschnitten. Das habe mit Themen zu tun, "die die Menschen im Augenblick sehr bewegen", zum Beispiel dem Klimawandel, sagte Merkel.

Für ihre Partei sei dies "natürlich dann auch Aufforderung, noch bessere Antworten auf diese Fragen zu finden und vor allen Dingen zu sagen, dass wir uns den Zielen, die wir uns selbst gesetzt haben, auch verpflichtet fühlen". Das Interview wurde am Montag in Berlin aufgezeichnet. Es wird an diesem Dienstag um 19 Uhr MESZ auf CNN International ausgestrahlt. n-tv liegen Ausschnitte der Sendung vorab vor.

Merkel sagte auch, sie habe sich über die hohe Wahlbeteiligung bei der Europawahl gefreut. Die Europäische Volkspartei sei zudem stärkste Kraft, "und das wird natürlich auch eine Rolle spielen bei der Bestellung der Positionen", die jetzt in der Europäischen Union anstünden. In den Ausschnitten, die n-tv vorliegen, erwähnt Merkel weder den EVP-Spitzenkandidaten Manfred Webernoch seine Ambitionen, EU-Kommissionspräsident zu werden.

Angesprochen auf den Anstieg von Nationalismus, Populismus und Antisemitismus in ihrer Amtszeit sagte Merkel, dies seien Entwicklungen, "die wir leider überall sehen". Gerade der Antisemitismus sei für Deutschland auch keine neue Entwicklung. "Aber das hat zugenommen, und deshalb heißt es jetzt ganz klar, dass wir uns dagegen stellen müssen."

In Deutschland müssten solche Entwicklungen zudem vor dem Hintergrund der eigenen Geschichte gesehen werden. "Umso aufmerksamer, umso wachsamer müssen wir sein." Der jungen Generation müsse erklärt werden, warum Artikel eins des Grundgesetzes so wichtig sei: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Merkel weiter: "Das muss von Generation zu Generation wieder geleistet werden. Diese Arbeit ist mehr geworden, da haben Sie vollkommen Recht. Aber sie muss gemacht werden."

Das erste längere Interview der Kanzlerin mit einem US-Sender

Dass es zu dem Interview kam, ist für Christiane Amanpour in mehrfacher Hinsicht ein Erfolg. Ausländischen Medien gibt die Kanzlerin nur selten Interviews. Es ist denn auch das erste längere Interview von Merkel mit einem US-Sender. Außerdem ist Amanpour eine erklärte Bewunderin der Kanzlerin. Sie fühle sich geehrt, über eine Frau sprechen zu dürfen, "die ich so sehr bewundere, in einem Land, das ich so sehr bewundere", sagte die Journalistin im Januar, als sie eine Laudatio auf Merkel hielt.

Im Gespräch mit n-tv.de sagte Amanpour später, sie bewundere Merkel "vor allem dafür, wie sie laut und klar über den Multilateralismus spricht, über die Stärke, die daraus resultiert, mit Verbündeten zusammenzuarbeiten". Bei der Gelegenheit wies Amanpour auch darauf hin, dass sie Merkel "äußerst gerne einmal interviewen" würde.

Das Interview zeigt ein weiteres Mal, dass Merkel sich mit den Niederungen der Parteipolitik kaum noch beschäftigen muss: Aufgezeichnet wurde das Gespräch am Tag nach der Europawahl, die ihre Partei, die CDU, ziemlich erschüttert hat. Ihre Nachfolgerin im Amt der Parteivorsitzenden, Annegret Kramp-Karrenbauer, dürfte in dieser Woche damit beschäftigt sein, eine Klausurtagung des CDU-Vorstands vorzubereiten, die am Sonntag beginnt.

Schon die Ankündigung dieses Treffens löste bei Journalisten in Berlin Ende April nervöse Zuckungen aus: Bereitet AKK die Übernahme des Kanzleramts vor? Soweit ist es wohl noch nicht. In jedem Fall hat Merkel vorläufig Besseres vor, als Konferenzen vorzubereiten: Am Mittwoch reist sie in die USA. An der Universität Harvard im US-Bundesstaat Massachusetts hält sie am Donnerstag die Rede zum feierlichen Abschluss des akademischen Jahres. Außerdem wird die Elite-Uni ihr einen Ehrendoktortitel verleihen. Ein Treffen mit US-Präsident Donald Trump ist nicht geplant; Trump befindet sich derzeit auf Staatsbesuch in Japan.

Quelle: n-tv.de, hvo


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