Die Nato plant für das Jahr 2021 ein Großmanöver namens „Steadfest Defender“. Es soll hauptsächlich in Deutschland und Polen, also mitten in Europa, stattfinden. Das berichten Medien wie der „Spiegel“ und informierte Militär-Blogs. Sie zitieren den deutschen Nato-Admiral Manfred Nielson, der schon jetzt den „schlechten Zustand“ Deutschlands für dieses Manöver kritisiert. Er beklage „erhebliche Defizite der deutschen Infrastruktur, die die Übung in zwei Jahren behindern könnten.“ Die Infrastruktur Deutschlands, also beispielsweise Straßen, Schienennetze und Brücken, seien in „einem miserablen Zustand“, konstatierte der im Münsterland geborene Nato-Militär.
Laut Nielson werden bei dem Manöver „mehr als 10.000 US-Soldaten mit rund 1.100 gepanzerten und ungepanzerten Fahrzeugen per Schiff in mehreren europäischen Häfen ankommen und dann weiter nach Osteuropa verlegt.“
Für den Politikwissenschaftler und Nato-Kritiker Ullrich Mies (Herausgeber des Buches „Der Tiefe Staat schlägt zu“) ist es „bemerkenswert, dass man zu diesem für 2021 angesetzten Nato-Großmanöver ‚Steadfast Defender‘ – außer dem Statement des ranghöchsten Nato-Admirals Manfred Nielson, der gleichzeitig Vizekommandeur des Nato-Hauptquartiers ‚Allied Command Transformation‘ in den USA ist – im Internet keine Informationen findet.“ Dies sei wohl der Geheimhaltung geschuldet.
„Offensichtlich wird das geheim gehalten“, sagte er im Sputnik-Interview, „was da auf Europa im Jahre 2021 zurollt. Damit sich kein Widerstand regen kann. Sie finden auch auf der sehr umfangreichen Website der Nato keinen einzigen Eintrag zu dem geplanten Großmanöver, das in Europa in zwei Jahren stattfinden soll.“
Die Kritik von Nato-Admiral Nielson über die schlechte deutsche militärrelevante Infrastruktur verfolge „völlig eindeutige Ziele: Nämlich die Notwendigkeit zu weiteren militärbezogenen Investitionen zu unterstreichen. Selbstverständlich geht es auch um Kredite, Geschäfte und Investitionen an denen sich dann die privaten Kontraktpartner zulasten des Steuerzahlers und der Bürger bereichern können. Diese Art der Investitionen kommen in keinem Falle der Zivilgesellschaft zugute, sondern dienen ausschließlich der potentiellen Kriegsführungsfähigkeit gegen Russland.“
Das Ganze stehe auch im Zusammenhang mit der Forderung der Nato-Führung an Mitglieder wie Deutschland, künftig nach Quotenregelung mehr Geld für das transatlantische Militärbündnis bereitzustellen.
„Im Sinne einer gedeihlichen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland wäre es sehr gut, wenn Deutschland seine Straßen, Brücken und Eisenbahnstrecken nicht kriegstauglich machen würde“, kommentierte Mies. „Das würde den Strom an Soldaten und Material quer durch Europa zumindest erschweren und potentielle Eskalationen in Richtung Krieg abmildern.“ Somit sei die schwache Infrastruktur Deutschlands ein gutes Zeichen für Russland. Doch er warnte:
„Genau diese kriegsfeste Infrastruktur wollen die USA als Führungsmacht der Nato in Europa aufbauen. Dieser Vorstellung folgen die Merkel-Regierung und die sie tragenden Parteien. Und diese sind neokonservative Transatlantiker bis ins Mark und damit überzeugte Nato-Vasallen. Wären sie es nicht, dann würden sie gegen den ganzen Wahnsinn aufbegehren. Bitte berücksichtigen Sie, dass die Außenpolitik der EU und der Nato stets eng miteinander verzahnt sind und waren. Daher ist es auch kein Zufall, dass die EU aktuell 6,5 Milliarden Euro bereitstellt, um die Infrastruktur quer durch Europa bis an die Ost-Front kriegsfest zu machen.“
Das Großmanöver „Steadfest Defender“ sei „der Test- und Ernstfall auch für und in Deutschland, darüber muss man sich klar sein. Die deutsche Bevölkerung wurde bislang, abgesehen von Großtransporten von Kriegsmaterial Richtung Osten, noch nicht massiv belästigt. Offensichtlich glaubt die Merkel-Regierung, nun sei es so weit, die Vorstufe des Krieges gegen Russland auch im eigenen Lande erproben zu können.“
Die Nato-Russland-Beziehungen befinden sich laut dem Politologen seit dem „US-induzierten Krieg“ in Georgien 2008, der vom „US-Statthalter“ Michael Saakaschwili losgetreten wurde, im freien Fall.
„Mit der Ukraine-Krise 2013/2014 und dem US/EU-geförderten Putsch in der Ukraine sind die Beziehungen zerrüttet. Seit dieser Zeit rüstet der Westen auf und ich möchte vor allem darauf hinweisen — was die meisten Menschen sicher nicht wissen — dass es 2014 bis 2018 bereits weit über 1.000 Militärmanöver und Übungen der Nato gab.“
Die überwiegende Zahl dieser Manöver der Nato-Staaten fanden laut Mies an der Westgrenze zu Russland statt, unter Beteiligung oder sogar Federführung der östlichen Nato-Staaten.
„Fast alle diese Manöver sind gegen Russland gerichtet, auch wenn die Nato in allen Fact-Sheets (digitalen Info-Broschüren, Anm. d. Red.) zu den Nato-Übungen bis 2018 diesen Umstand ausdrücklich verneint.“
Der Publizist und Sicherheits-Experte nannte offizielle Nato-Dokumente, die besagen: „Die Nato-Übungen sind nicht gegen ein Land gerichtet. Sie basieren auf fiktiven Szenarien mit fiktiven Gegnern.“ Diese Formulierung sei letztlich unglaubwürdig.
Denn das letztendliche Ziel der Nato-„Kriegsfalken“ sei es, Eurasien zu spalten und auf Russland durch Manöver und Kriegsübungen maximalen Druck auszuüben, die Russische Föderation in neue Rüstungsrunden zu treiben und „so an den Rand des Kollaps zu führen.“
Die USA und ihre „transatlantischen EU-Vasallen wollen die russischen Ressourcen zu ihren Bedingungen übernehmen, den russischen Investitionsraum mit Hilfe ihrer Finanzindustrie und korrupter Oligarchen erschließen und den russischen Absatz- und Arbeitskräftemarkt für sich gewinnen.“ Im Kern stehe der global-kapitalistische Weltbeherrschungsanspruch unter US-Führung.
Angesichts des „gigantischen Schuldenberges der USA von geschätzten 100 Billionen US-Dollar und auch der gigantischen Verschuldung der EU-Staaten, ist es auch ohne weiteres möglich, dass die sogenannte westliche Werteordnung ökonomisch kollabiert, bevor einige Verrückte in den USA auf die Idee kommen, einen Krieg gegen Russland vom Zaune zu brechen, in dem sie selbst mit verdampfen.“
Zum Schluss nannte Mies „über 1.000 Nato-Manöver“ der vergangenen fünf Jahre bei denen „Milliardensummen so verschleudert wurden, dass sie jetzt dem Zivil- und Sozialsektor fehlen, der ja letztendlich den ganzen Wahnsinn zu finanzieren hat. Es ist unglaublich.“
sputniknews
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