Klopp kann ja doch gewinnen - und wie!

  02 Juni 2019    Gelesen: 790
  Klopp kann ja doch gewinnen - und wie!

Der FC Liverpool gewinnt gegen Tottenham die Champions League, für Trainer Jürgen Klopp ist das auch ein ganz persönlicher Triumph. In der Stunde des Sieges zeigt er sich in Madrid als stilvoller Gewinner, der ein Herz für Verlierer hat. Ladies and Gentlemen: "Jurgen Cupp!"

Ein guter Verlierer zu sein, das ist mitunter schwer, im Profifußball wie im richtigen Leben. Auf der anderen Seite ist es auch bisweilen gar nicht so einfach, sich als guter Gewinner zu zeigen. Spätestens seit diesem Samstagabend kann Jürgen Klopp für sich reklamieren, ein Gespür für die richtige Geste zum richtigen Zeitpunkt zu haben und ein guter, ein stilvoller Gewinner zu sein. Und damit ist nicht gemeint, dass der deutsche Trainer den Triumph in einem Outfit feierte, das an einen dunkelgrauen Schlafanzug erinnerte. Schiedsrichter Damir Skomina aus Slowenien hatte just in Madrid das Finale der Champions League abgepfiffen, Klopps FC Liverpool im Estadio Metropolitano vor 63.272 Zuschauern mit 2:0 (1:0) gegen Tottenham Hotspur gewonnen - und was machte der Liverpooler Trainer?

Er ging zu Mauricio Pochettino und umarmte ihn. Erst dann feierte er, ausgelassen wie selten, den sechsten Gewinn des Henkelpotts in der Geschichte des LFC. "Let's talk about six", stand auf einem Plakat in der Kurve, in der die Anhänger der Reds jubelten. Hinterher sagte Klopp: "Ich weiß besser als jeder andere auf der Welt, wie sich Tottenham in diesem Moment fühlt." Er habe dem Kollegen gesagt, er solle stolz auf das sein, was er und seine Mannschaft in dieser für sie sensationellen Saison geschafft hätte. In der Tat sprach da der Experte. Schließlich hatte er, Sie haben eventuell davon gehört, zuvor sechs Endspiele hintereinander verloren. Der siebte Streich aber saß, und jetzt hat er eine Sorge weniger. "Das ist für meine Familie, für die Fans. Sie mussten so lange leiden."

Sechs Mal sei er mit einer Silbermedaille im Gepäck in den Urlaub geflogen. "Das war nicht allzu cool." Von daher fühle sich der Sieg richtig gut an. "Aber ich bin viel ruhiger als ich dachte, dass ich es sei, wenn es endlich passiert ist." Klopp war sich durchaus bewusst, dass nicht nur der FC Liverpool gewonnen hatte, sondern er im Fokus des öffentlichen Interesses stand und steht. Die Zeitung "Liverpool Echo" titelte prompt das kreative Wortspiel: "Jurgen Cupp!" Deshalb war es ihm wichtig, immer wieder zu betonen, wie sehr er sich für das Team freut. "Es ist überwältigend. Ich liebe die Bilder, wie die Jungs den Pokal hochhalten." Er habe es genossen, die Gesichter der Fans auf den Rängen zu sehen. "Das ist alles, was ich brauche." Das in Madrid sei nach dem verlorenen Finale vor einem Jahr in Kiew erst der Anfang. "Sie alle haben die beste Zeit ihrer Karrieren noch vor sich."

"Es einzig und alleine darum, zu gewinnen"

Keine Frage: Eines der schwächeren Endspiele der vergangenen Jahrzehnte hatte am Ende seinen verdienten Sieger. Und es gab, das kannte man zumindest aus der Bundesliga in dieser Saison eher nicht, einen Handelfmeter ohne Diskussionen. Tottenhams Mittelfeldspieler Moussa Sissoko hatte sich einfach zu dumm angestellt, als er nach 24 Sekunden im Strafraum den linken Arm so weit ausstreckte, dass Sadio Mané den Ball einfach nur gegen die Hand schießen musste. Allerdings tat das frühe Tor dem Spiel nicht gut. Es war das passiert, was in einem großen Endspiel auf keinen Fall passieren darf, wenn es noch spannend werden soll: Der Favorit lag sehr früh in Führung, weil Mohamed Salah den Strafstoß in der zweiten Minute humorlos verwandelt hatte.

Die Liverpooler beschränkten sich danach darauf, dass Ganze ohne viel Ballbesitz einigermaßen souverän runterzuspielen. Das war vielleicht nicht die dümmste Idee, schön anzusehen war es nicht. Dabei konnten sie sich vor allem auf ihren überragenden Torhüter Alisson Becker und die Innenverteidiger Vergil van Dijk, den die Uefa prompt zum Mann des Spiels wählen ließ, und Joel Matip verlassen. Und darauf, dass Tottenham zu selten gefährlich vor das gegnerische Tor kam. Als der eingewechselte Divock Origi, bekannt aus Funk, Fernsehen, seiner Zeit beim VfL Wolfsburg und durch sein Tor zum 4:0 im Halbfinalrückspiel gegen den FC Barcelona, drei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit mit einem feinen Schuss das 2:0 erzielte, war die Messe gelesen. Der Verlierer des Abends fasste das gut zusammen: "In einem Finale geht es einzig und alleine darum, es zu gewinnen." Und eben nicht darum, dass die Spurs 62 Prozent Ballbesitz hatten und öfter aufs Tor schossen als der Gegner.

Und Klopp? Er ist jetzt nach Jupp Heynckes, Ottmar Hitzfeld, Udo Lattek und Dettmar Cramer der fünfte deutscher Trainer, der den wichtigsten europäischen Klubwettbewerb gewonnen hat. Auch er wusste, dass beide Team nicht ihren besten Fußball gezeigt hatten und die Partie für alle, die nicht ihr Herz an einen der beiden Klubs vergeben haben, eher langweilig war. "Die Tore im richtigen Moment zu erzielen, darum geht es", kommentiert Klopp das Spiel. Mehr könne er dazu nicht sagen. "Eigentlich möchte ich nicht erklären, warum wir gewonnen haben. Ich möchte es nur genießen, dass wir gewonnen haben."

Quelle: n-tv.de


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