Figur erweist sich als Mittelalter-Schatz

  04 Juli 2019    Gelesen: 664
Figur erweist sich als Mittelalter-Schatz

Jahrzehntelang liegt eine geschnitzte Figur in einer Schublade. Gekauft hat sie einmal der Großvater für kleines Geld. Doch dann zeigt sich, es ist ein mittelalterliches Artefakt aus den Händen der Wikinger.

Ein jahrzehntelang zurückliegender Liebhaberkauf hat sich für eine schottische Familie als extrem lohnende Investition erwiesen. Der Großvater der Familie aus Edinburgh, ein Antiquitätenhändler, hatte die Schachfigur 1964 für fünf Pfund, umgerechnet 5,50 Euro, gekauft. Nun brachte sie bei einer Versteigerung in London 735.000 Pfund ein, also mehr als 800.000 Euro.

In seinem Einkaufsbuch hatte der Großvater die Figur damals als "Antiker Krieger, Schachfigur aus Walross-Stoßzahn" katalogisiert, berichtete der Enkel vor der Auktion. Jahrzehntelang lag die knapp neun Zentimeter große Figur aus Walross-Elfenbein in einer Schublade.

Das änderte sich zunächst auch nicht, als der Großvater starb. Die Figur ging in den Besitz der Mutter des jetzigen Verkäufers über. Manchmal habe seine Mutter den eigenartigen Krieger aus der Schublade geholt, um ihn zu bewundern. Sie schätzte vor allem die Komplexität der Schnitzkunst und war fest davon überzeugt, die Figur habe eine magische Bedeutung.

"Du meine Güte"

Ende 2018 brachte die Familie die Spielfigur zum Auktionshaus "Sotheby's", um sie dort untersuchen und schätzen zu lassen. "Sie brachten es zur Bewertung", sagte ein Sotheby's-Mitarbeiter der BBC. "Das passiert jeden Tag. Unsere Türen stehen jedem für kostenlose Bewertungen offen." Meistens seien die vorbeigebrachten Sachen nicht viel wert. Doch was ihm die Familie aus Edinburgh zeigte, konnte er kaum fassen. "Ich sagte: 'Oh du meine Güte, es ist einer der Lewis Chessmen’."

Es stellte sich heraus, dass es sich um eine der berühmtesten Schachfiguren der Welt handelt - ein 900 Jahre altes Artefakt aus der Wikingerzeit, der sogenannte Lewis Warder. Diese Kunstwerke wurden von Wikingern vermutlich im norwegischen Trondheim gefertigt. Der Wächter mit Helm, Schwert und Schild stellt nach heutigem Schachverständnis einen Turm dar.

Die Figuren sind nach der schottischen Ilse of Lewis benannt, wo sie im 19. Jahrhundert entdeckt wurden. Es gibt vier fast komplette Schachfigurensätze mit insgesamt 93 Objekten. Sie gelten als die besterhaltenen mittelalterlichen Spielsteine weltweit. 82 der Figuren sind im Londonder British Museum ausgestellt, elf weitere im National Museum of Scotland in Edinburgh. Wer den Lewis Warder ersteigert hat, teilte Sotheby's nicht mit.

Quelle: n-tv.de, sba


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