Wie westliche Unternehmen die antirussischen Restriktionen umgehen, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Im Jahr 2018 hatten die deutschen Investitionen in Russland nach Angaben der Bundesbank im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent zugelegt und 3,2 Milliarden Euro erreicht. Es war der Höhepunkt seit den Vorkrisenzeiten in den späten 2000er-Jahren.
In diesem Jahr hat sich der Zuwachs noch intensiviert – allein im ersten Quartal haben die Investitionen 1,76 Milliarden Euro betragen. Sollte diese Dynamik konstant bleiben, würde die Jahreszahl nahezu sieben Milliarden Euro erreichen, was doppelt so viel wie 2018 wäre.
Wie der Vorstandschef der Russisch-Deutschen Außenhandelskammer, Matthias Schepp, sagte, glauben deutsche Unternehmen nach wie vor an den russischen Markt. Zuvor hatte er bereits betont, dass die westlichen Sanktionen die Perspektiven der deutschen Geschäfte in Russland kaum beeinflussen würden.
Dabei ist das Potenzial der bilateralen Investitionspartnerschaft noch lange nicht erschöpft. Auf dem jüngsten Petersburger internationalen Wirtschaftsforum haben die Wirtschaftsminister beider Länder, Maxim Oreschkin und Peter Altmaier, ein entsprechendes Kooperationsprogramm unterzeichnet, das die Effizienz der russischen Wirtschaft durch Anwendung von deutschen Know-hows fördern sollte, vor allem auf Gebieten wie Arbeitsproduktivität, Personalfortbildung und Informationsaustausch.
Als Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit führte Altmaier die Eröffnung eines Mercedes-Benz-Betriebs im Gebiet Moskau an. Der feierlichen Zeremonie hatte damals der russische Staatschef, Wladimir Putin, beigewohnt.
Der deutsche Minister ergänzte, dass auch andere Unternehmen große Investitionspläne in Russland hätten. Unter anderem komme der Bau eines BMW-Werkes im Industriepark „Chrabrowo“ im Gebiet Kaliningrad in Frage. Experten schätzen dieses Projekt auf mehrere Hundert Millionen Euro.
Medien kritisieren Deutschland oft für die Kooperation mit Russland trotz der westlichen Sanktionen. Dennoch wird die bilaterale Partnerschaft immer tiefer – auch wenn es in letzter Zeit ein paar Skandale gab.
So warf Reuters dem Konzern Siemens die Lieferung von Gasturbinen für den Bau von zwei Kraftwerken auf der Krim vor, was eine Verletzung der Russland-Sanktionen darstelle. Es brach ein Skandal aus, aber Siemens dachte nie daran, Russland zu verlassen.
„Die Geschichte mit der Krim ist längst vorbei. Das war ein Zwischenfall mit einem konkreten Kontrahenten“, sagte der Siemens-Präsident in Russland, Alexander Liberow. „Ich weiß, dass es viele Spekulationen und Gerüchte über Siemens‘ Abschied vom russischen Markt gab, aber wir bleiben nicht nur, sondern wollen unsere Geschäfte hier noch weiter entwickeln. Der Konzern ist in Russland schon seit mehr als 160 Jahren aktiv, und in dieser Zeit sind unsere guten Beziehungen mit vielen russischen Unternehmen entstanden.“
In der vergangenen Woche hat das russische Industrie- und Handelsministerium von Siemens einen Antrag auf einen speziellen Investitionsvertrag erhalten. In den kommenden vier Jahren wird die Turbinenproduktion in Russland bis zu 90 Prozent lokalisiert – und in der Perspektive auch bis zu 100 Prozent. In dieses Joint Venture wird der deutsche Konzern bis Ende 2022 mehr als eine Milliarde Rubel (ein Euro kostet aktuell etwa 71 Rubel) investieren.
Derzeit baut das erwähnte Joint Venture in Gorelowo (Gebiet Leningrad) Gasaggregate SGT5-2000E (ihre Stärke beträgt 187 MW) für Kraftwerke. Die Lokalisation beläuft sich dabei auf 52 Prozent. In drei Jahren sollen dort selbst sehr komplizierte Turbinenelemente (Flossen, Brenneranlagen, automatische Regelungssysteme usw.) vollständig gebaut werden.
Liberow, der Siemens-Chef in Russland, verwies darauf, dass dadurch auch andere russische Unternehmen entsprechende Aufträge bekommen würden. So werden beispielsweise Flossen voraussichtlich in einem Betrieb hergestellt, der dem Staatskonzern Rostech angehört.
Den positiven Effekt von der Entwicklung der Siemens-Produktion in Russland wird das ganze Land spüren. Die Turbinen werden nämlich als wichtigste Triebwerke im Rahmen eines umfassenden Programms zur Modernisierung russischer Kraftwerke eingesetzt, das im vorigen Jahr gestartet wurde. Für die Umrüstung sind nahezu zwei Billionen Rubel bereitgestellt worden.
sputniknews
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