Zwist um DSV-Spitze stört WM-Euphorie

  18 Juli 2019    Gelesen: 723
Zwist um DSV-Spitze stört WM-Euphorie

Drei Medaillen durch die Freiwasserschwimmer kann die deutsche Delegation bei der Weltmeisterschaft bereits bejubeln. Doch ungetrübt ist die Freude nicht: Abseits der Wettkämpfe streiten sich der Leistungssportdirektor sowie der frühere Chefbundestrainer erbittert.

Die Auseinandersetzung zwischen Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen und dem ehemaligen Chefbundestrainer Henning Lambertz geht während der Schwimm-WM in eine neue Runde. Der seit September 2018 verantwortliche Kurschilgen konterte in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" die Kritik von Lambertz. "Zunächst hat Henning Lambertz sich freiwillig zurückgezogen. Daraus kann man schlussfolgern, dass er, von Interviews abgesehen, selbst keine Antworten mehr liefern konnte oder wollte", sagte Kurschilgen.

Lambertz hatte in der "Rheinischen Post" sowie im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur Kritik an der Führung der deutschen Schwimmer geübt. "Insellösungen sollten nicht die Grundidee eines Cheftrainers sein", hatte Lambertz gesagt. "Im Moment ist es ein wenig so: Jeder darf machen, was er will. Das ist mir persönlich zu wenig, denn das haben wir bereits in der Vergangenheit gelebt, ohne Erfolg." Auch im Deutschlandfunk hatte er sich kritisch geäußert.

"Trainer sind ausgegrenzt worden"

Von 2013 bis zu seinem Rücktritt Ende des Jahres 2018 - offiziell aus persönlichen Gründen, aber auch wegen unterschiedlicher Ansichten mit Kurschilgen - hatte Lambertz die Schwimmer des Deutschen Schwimm-Verbandes geführt. "Der neue Sportdirektor hat andere Ideen und Strategien, als ich sie hatte, wie er mit dem Verband erfolgreich sein möchte", hatte Lambertz kürzlich erklärt. Kurschilgen mochte die Kritik von Lambertz nicht unerwidert lassen. "Grundsätzlich habe ich die Haltung, mich zu ehemaligen Funktionsträgern nicht zu äußern", sagte der Leistungssportdirektor, der seit September im Amt ist. Aber da sich der ehemalige Chefbundestrainer wiederholt geäußert habe, "muss ich einige Dinge richtigstellen dürfen."

"Zunächst sollte er mal sehr selbstkritisch sein Wirken in verantwortlicher Position hinterfragen. Es waren ja nicht nur die Normen. Es gab unter ihm eine extreme Polarisierung im Trainerteam. Erfolgreiche Trainer sind ausgegrenzt worden, insbesondere jene Trainer, die aktuell mit ihren Athleten die Spitzenleistungen realisieren", übte Kurschilgen nun Kritik an Lambertz. "Und es gab eine gnadenlose Konzeptdoktrin, an der sich nur wenige orientieren wollten."

Lambertz weiter von sich überzeugt

Bei der aktuellen Führung in Abrede zu stellen, sie habe kein Konzept, "ist doch grotesk", sagte Kurschilgen. Nach dem Lambertz-Rücktritt hatte der DSV keinen direkten Nachfolger eingestellt, sondern das Duo Bernd Berkhahn/Hannes Vitense beauftragt, das sogenannte "Team Tokio 2020" als neue sportliche Leitung zu führen. Vitense fehlt in Gwangju aus gesundheitlichen Gründen, seine Rolle übernimmt der frühere Paul-Biedermann-Trainer Frank Embacher.

Lambertz ist nach wie vor von der Richtigkeit seines Konzepts überzeugt. Er hatte auf harte Normen, Zentralisierung und ein spezielles Kraftkonzept gesetzt. "Deshalb habe ich gerade auch ein bisschen Bauchschmerzen. Die Europameisterschaften vor einem Jahr waren toll, die Junioren-WM sehe ich als Zeichen, dass der Weg gut ist", sagte er. "Ich bin gespannt auf die WM. Aber ich habe es nicht mehr in der Hand." Bei der WM starten aber auch zwei Sportler, für die Lambertz die Trainingspläne erstellt und Leistungsdiagnostiken durchführt: Der ehemalige Weltmeister Marco Koch und Staffelschwimmerin Reva Foos.

Von den deutschen Schwimmern gibt es trotz alledem positive Schlagzeilen. Leonie Beck gewann bereits die dritte Medaille für den DSV. Im Freiwasser über fünf Kilometer gewann die 22-jährige Bronze. Zuvor hatten bereits Florian Wellbrock und Rob Muffels über zehn Kilometer Gold und Bronze erschwommen.

Quelle: n-tv.de, ara/dpa


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