„Arbeitsrecht reformieren“

  27 Juli 2019    Gelesen: 641
„Arbeitsrecht reformieren“

Der gestern in Lingen gemessene Wert von 42,6 Grad Celsius hat einer Überprüfung standgehalten: Der Deutsche Wetterdienst hat den neuen Rekord bestätigt. Angesichts der Hitze fordert der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel, das Arbeitsrecht zu reformieren. Es müsse über ein Recht auf Hitzefrei nachgedacht werden, sagte er im Dlf.

Hickel nannte das geltende Arbeitsrecht angesichts des Klimawandels völlig veraltet. Er zwinge zu einer Regulierung. Hickel forderte eine Reform der Arbeitsstättenverordnung und verwies auf die besondere Belastung der Beschäftigten, die im Freien arbeiten. Als mögliche Lösung nannte Hickel ein Sommerausfallgeld. Es könnte gezahlt werden, wenn Arbeiter beispielsweise um elf Uhr die Baustelle wegen der Hitze verließen, meinte der Ökonom. Darüber hinaus warb er für eine Neustrukturierung und Flexibilisierung der Arbeitszeiten.

Grüne für „Recht auf Home-Office“

Hickel greift damit einen Vorschlag der Grünen und der Gewerkschaften auf. Der DGB schlägt vor, bei Sommerhitze – wie bei schlechtem Wetter im Winter – einen Ausgleich für Arbeitszwangspausen in Höhe von 60 Prozent des letzten Nettolohns zu zahlen.

Die Grünen-Bundestagsfraktion fordert ein „Recht auf Hitzefrei“ für Arbeitnehmer mit Freiluftberufen sowie ein „Recht auf Home-Office“ für Büroangestellte, „sofern dem keine betrieblichen Gründe entgegenstehen“.

Bei Handwerkspräsident Wollseifer stießen die Vorschläge auf Zustimmung. Arbeitgeber hätten eine Fürsorgepflicht, der sie nachkommen müssten, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Auch verkürzte Arbeitstage seien daher in Hitzezeiten sinnvoll, außerdem kühle Getränke und Sonnenschutzmittel für die Beschäftigten.

„Pulverisierung der Temperaturrekorde“

Im niedersächsischen Lingen waren gestern 42,6 Grad Celsius gemessen worden. Der Deutsche Wetterdienst erklärte, der Wert sei korrekt. Es war das erste Mal seit Beginn der schriftlichen Aufzeichnungen im Jahr 1880, dass in Deutschland eine Temperatur von mehr als 42 Grad registriert wurde. 

„Das war eine Pulverisierung der bisherigen Rekorde“, sagte DWD-Sprecher Andreas Friedrich. Bereits am Mittwoch war der bisherige deutsche Allzeitrekord von 2015 gebrochen worden. Im unterfränkischen Kitzingen wurden damals 40,3 Grad gemessen. Am Mittwoch wurden in Geilenkirchen in Nordrhein-Westfalen 40,5 Grad registriert. Der Donnerstag wurde dann zum Tag der Ausnahmewerte: An insgesamt 25 Messstationen stiegen die Temperaturen auf 40 Grad oder mehr.

 

Deutschlandfunk


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