Öl und Nationalhymne - alles meins

  26 Juli 2019    Gelesen: 598
Öl und Nationalhymne - alles meins

Südsudan, "oyee": Das jüngste Land der Erde wird von einem ehemaligen Warlord regiert, der anderen Politikern jetzt das Abspielen der Nationalhymne verbietet. Wo soll das hinführen?

Südsudans Präsident, der ehemalige Warlord Salva Kiir, hat verboten, die Nationalhymne in seiner Abwesenheit zu spielen.

Nach einer Kabinettssitzung am Wochenende kritisierte Informationsminister Michael Makuei, die Nationalhymne werde bislang andauernd und landauf landab gespielt, für Minister, Staatssekretäre, Gouverneure. Aber: "Die Hymne ist nicht für jedermann. Die Nationalhymne ist nur für den Präsidenten gedacht." So zitiert die lokale Nachrichtenseite "Eye Radio" den Minister.

Es ist ein Befehl, der zeigt, was in seiner nur achtjährigen Geschichte aus dem Südsudan geworden ist.

Ausgesucht wurde das Lied in einem öffentlichen Wettbewerb, vergleichbar mit der Castingshow X-Factor. Die Jury wählte eine Komposition von Musikstudenten zum Siegertitel: "South Sudan Oyee!", in etwa "Südsudan, hurra!", berichtete 2011 der britische Sender BBC.

Es sollte ein freudiger Soundtrack zur baldigen Unabhängigkeit werden: "Wir erwachen und hissen die Flagge mit dem Leitgestirn / Und singen Freiheitslieder mit Freude / Denn Gerechtigkeit, Freiheit und Wohlstand / Sollen fortan für immer regieren." Parallel zum Hymnencasting lief das Unabhängigkeitsreferendum. Am 9. Juli 2011 spaltete sich das Land vom Sudan ab. Ein Fest der Demokratie.

Bis zu 400.000 Tote in fünf Jahren Krieg

Zwei Jahre später stürzten Präsident Kiir und sein Vize und Rivale Riek Machar das Land in einen Bürgerkrieg. Es ging um Rassenhass zwischen den Volksgruppen Dinka und Nuer. Aber noch mehr ging es darum, wer den Reichtum aus den südsudanesischen Ölquellen kontrolliert.

Die Gewinne sprudelten auch im Krieg, aber sie gingen an der Staatskasse vorbei. Die Gelder flossen stattdessen in die Taschen der Warlords und in den Kauf von immer mehr Kriegsgerät. Britische Forscher haben errechnet, dass der Konflikt in fünf Jahren an die 400.000 Todesopfer gefordert hat. Millionen sind im Land vertrieben oder flohen in die Nachbarländer Uganda, Äthiopien und Kenia.

Vergangenen Herbst schlossen die Kriegsherren Machar und Kiir wieder einmal Frieden. Das hat der Bevölkerung etwas Erleichterung verschafft, aber zu Ende sind Konflikt und Gewalt damit nicht, stellte ein Uno-Bericht erst vor drei Wochen fest.

Kleine Ausnahme für Sport und Schulen, aber: welche Schulen?

Ein Gewaltherrscher war Kiir von Anfang an, jetzt erhebt er also auch noch exklusiven Anspruch auf die Hymne? Die Nachricht sorgte für so viel Aufregung, dass sich der Sprecher des Präsidenten, Ateny Wek Ateny, Mitte der Woche zu einer Klarstellung gezwungen sah.

Bei internationalen Sportwettkämpfen soll die Hymne erlaubt sein. Auch wenn der Vizepräsident kommt, darf "South Sudan Oyee!" gespielt werden. Nationale Politiker, die nicht zur Staatsspitze zählen, müssen hingegen auf den Song verzichten. "Wenn Provinzgouverneure eine Veranstaltung abhalten, dann ist bei diesen Anlässen das Singen der Hymne verboten", sagte Ateny der regierungsnahen südsudanesischen Zeitung "The Dawn".

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Eine weitere Ausnahme: In Schulen dürfe das Lied gespielt werden, die Kinder sollten es ja lernen. Dem steht entgegen, dass laut Unicef 70 Prozent der südsudanesische Kinder gar nicht zur Schule gehen, weil sie sich vor Rebellen verstecken müssen. Oder weil ihre Schulen von Truppen besetzt oder niedergebrannt worden sind.

Wollen diese 2,2 Millionen Kinder das Lied über einen freien, friedlichen Südsudan hören, müssen sie schon auf einen Besuch des Präsidenten oder seines Vize warten.

spiegel


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