Deutliche Mehrheit laut Umfrage für Zentralabi

  28 Juli 2019    Gelesen: 712
Deutliche Mehrheit laut Umfrage für Zentralabi

Sollten Abiturienten in ganz Deutschland dieselben Fragen bei ihren Abschlussprüfungen beantworten? Darüber wird seit Monaten diskutiert. Der Großteil der Bevölkerung ist einer Umfrage zufolge für ein solches Zentralabitur.

Eine deutliche Mehrheit in Deutschland ist für ein Zentralabitur. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov für die Deutsche Presse-Agentur sprachen sich 80 Prozent der Befragten dafür aus, dass Abiturienten im ganzen Land einheitliche Prüfungen vorgelegt bekommen. Nur jeder Zehnte lehnt das ab. Neun Prozent antworteten mit "Weiß nicht/keine Angabe".

Über die Frage eines einheitlichen Abiturs wird momentan wieder verstärkt diskutiert. Politiker verschiedener Parteien hatten sich für ein Zentralabi ausgesprochen. Auf der anderen Seite gibt es heftigen Widerstand, vor allem aus Bayern.

Schlechtes Zeugnis für deutsches Bildungssystem

In der YouGov-Umfrage war unabhängig vom Bundesland die Zustimmung für ein Zentralabi bei allen für die Stichprobe ausgewählten Menschen hoch. Selbst in Bayern sprachen sich von den dort 317 Befragten 74 Prozent für einheitliche Abi-Aufgaben aus.

Eine deutliche Mehrheit von 61 Prozent der Bundesbürger lehnt es zudem ab, dass in Deutschland jedes Bundesland für Bildung selbst zuständig ist. Nur 28 Prozent sind für den sogenannten Bildungsföderalismus. Die Umfrage bestätigt ähnliche Befragungen aus der Vergangenheit.

Dem deutschen Bildungssystem insgesamt stellen die Bundesbürger ein ziemlich schlechtes Zeugnis aus. Nicht einmal jeder dritte Befragte ist der Ansicht, dass es junge Menschen gut auf das Leben und die Arbeitswelt vorbereitet.

Und eine klare Mehrheit ist der Meinung, deutsche Abiturienten seien heute weniger fit für das Studium als noch vor 20 Jahren.

Politiker sprechen sich für Zentralabitur aus

Im Frühjahr war die Abitur-Debatte wieder neu aufgeflammt, weil Schüler in Teilen des Landes sich über zu schwere Mathe-Aufgaben beschwert hatten. Einige Bundesländer, beispielsweise Hamburg, passten deshalb später den Bewertungsschlüssel für die Prüfungen an.

Unter Verweis auf eine bessere Vergleichbarkeit hatte sich zuletzt unter anderem FDP-Chef Christian Lindner für ein Zentralabitur ausgesprochen. "Ich halte den Bildungswettbewerb zwischen 16 Bundesländern, wie wir ihn praktizieren, für aus der Zeit gefallen", sagte Lindner im Juli.

"Gemeinsame Bildungsstandards müssen endlich umgesetzt werden. Ein Zentralabitur könnte dabei ein Element sein." Die FDP sei jederzeit bereit, in Gespräche über eine weitere Veränderung des Grundgesetzes einzutreten.

Auch die kommissarische SPD-Chefin Manuela Schwesig und Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sprachen sich für einheitliche Abiturprüfungen aus. Eisenmann bekam zudem Rückendeckung von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU).

Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Margit Stumpp, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, ein einheitliches Abitur sei eine Frage der Gerechtigkeit. Die Kultusministerkonferenz (KMK) - die gemeinsame Konferenz der Bildungsminister der Länder - sei gefordert, weitere Schritte dahin zu gehen.

CSU und Bayern stellen sich gegen Vorschlag

Scharfer Widerspruch kommt aus Bayern. CSU-Generalsekretär Markus Blumes Kommentar zum Thema Einheitsabitur: "Wir wollen die beste Bildung für unsere Schüler und keinen deutschen Durchschnitt".

Ein Zentralabitur werde es auf keinen Fall mit Bayern und der CSU geben, stellte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) klar. Auch der KMK-Präsident, der hessische Bildungsminister Alexander Lorz (CDU), hatte sich gegen ein Zentralabi ausgesprochen.

Bildung ist in Deutschland Ländersache. Würde man das ändern wollen, wäre eine Grundgesetzänderung notwendig - mit Zweidrittelmehrheiten in Bundestag und Bundesrat.

Die Abiturprüfungen in den einzelnen Ländern bestehen im Moment aus einer Mischung: Die Schüler bekommen landesspezifische Aufgaben und in den Kernfächern Deutsch und Mathe sowie Englisch und Französisch Aufgaben aus einem gemeinsamen Pool der Länder. (dpa/thp) © dpa

 

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