Der 3er BMW setzt die Sport-Latte hoch

  29 Juli 2019    Gelesen: 1151
  Der 3er BMW setzt die Sport-Latte hoch

Mit dem neuen 3er beweist BMW wieder einmal dynamisches Talent. Im Kombi, der ab September erhältlich ist, wird die so oft gelobte "Freude am Fahren" noch mit jeder Menge Platz gepaart. n-tv.de durfte bereits eine Runde drehen.

Der 3er BMW wird nicht nur direkt am Unternehmenssitz in München, nur wenige Meter neben der Konzernzentrale im legendären Vierzylinder-Hochhaus, gefertigt. Er ist auch noch immer das Kernstück der Marke: Jeder fünfte verkaufte BMW ist ein 3er! Kein Wunder, dass sich die Ingenieure bei der seit März erhältlichen Neuauflage der Limousine mächtig ins Zeug gelegt haben. Ein halbes Jahr später rollt im September endlich auch der beliebte Kombi zum Händler, für den sich hierzulande rund 60 Prozent entscheiden.

Egal, ob Kombi oder Limousine: Autodesigner stehen vor immer mehr Herausforderungen. Nicht nur, dass sie schöne Fahrzeuge zeichnen müssen. Die Neuauflagen sollen sich bitte auch sichtbar vom Vorgänger unterscheiden und die einzelnen Baureihen darf man auch nicht verwechseln. Das war zuletzt bei BMW nicht ganz einfach, vor allem 3er und 5er sahen sich zum Verwechseln ähnlich. Der neue Mittelklässler tritt inzwischen wieder eigenständiger auf, greift allerdings mit dem übergroßen Nieren-Kühlergrill und breiten Scheinwerfern (serienmäßig mit LED-Technik) typische BMW-Designelemente auf. Auffällig sind die Rückleuchten, die mit der klassischen L-Form nicht mehr allzu viel gemeinsam haben, dafür bei Limousine und Kombi ziemlich ähnlich sind.

Überhaupt haben beide Karosserievarianten viel gemein: Beide sind immer noch auf den Millimeter genau gleich lang, haben aber gegenüber dem Vorgänger um knapp neun Zentimeter auf 4,71 Meter Länge zugelegt. Vier Zentimeter mehr Radstand und ein bisschen mehr Breite sorgen endlich dafür, dass man auch im 3er jetzt ordentlich sitzen kann. Zwar ist der Münchner immer noch kein Raumwunder, doch vorne wie hinten reist es sich deutlich kommoder. Länger als bisher darf die Urlaubsreise jedoch nicht ausfallen, zumindest nicht, wenn man mit der Limousine unterwegs ist. In den Kofferraum gehen genau die gleichen 480 Liter rein wie bisher.

Um schmale 5 auf jetzt 500 Liter zugelegt hat der Touring, allerdings ist das nur die halbe Wahrheit. BMW hat beim Kombi bisher in Fächern versteckten Stauraum freigelegt, so dass das eigentliche Gepäckabteil um über 30 Liter gewachsen ist. Außerdem ist der Laderaum gut elf Zentimeter breiter geworden und jetzt leichter zu beladen. Wer nur kleine Gepäckstücke ein- oder auspacken will, kann weiterhin die Heckscheibe separat öffnen; die Heckklappe schwenkt serienmäßig elektrisch auf und zu.

Praktischer Gepäckraum beim Touring
Wer den Kofferraum auch per Fußschwenk unter der Heckschütze öffnen will, muss extra bezahlen. Ebenfalls aufpreispflichtig: das Gepäckraumpaket. Für zusätzliche 300 Euro lässt sich die dreigeteilte Rückbank beim Touring dann vom Kofferraum aus flachlegen, um die maximal 1510 Liter Stauraum freizugeben; auch die vom 5er bekannten Anti-Rutsch-Schienen halten Einzug. Die in Fahrtrichtung montierten Alu-Schienen haben eine Gummieinlage, die beim Schließen der Heckklappe automatisch ein Stück ausfährt und so die Ladung sichert. Verzurr-Ösen und ein Gepäcknetz gibt es freilich weiterhin. Letzteres verschwindet zusammen mit der Kofferraumabdeckung bei Nichtgebrauch im Ladeboden.

Für den Kombi an sich muss man zwar etwas tiefer in die Tasche greifen als für die Limousine, allerdings ist der Aufpreis mit rund 1500 Euro im Normalbereich. Das heißt aber nicht, dass der 3er ein Schnäppchen ist: Der Viertürer startet als 318d mit 150-PS-Diesel, Handschaltung und Heckantrieb aktuell bei 37.850 Euro. Der Vierzylinder-Selbstzünder wird aber wie auch der 184 PS starke Basis-Otto 320i beim Kombi wahrscheinlich erst Ende des Jahres nachgereicht. Heißt: Der Touring kostet zum Marktstart im Herbst mindestens 42.000 Euro. Dann fährt er als 190 PS starker 320d vor, ebenfalls mit manuellem Getriebe und Zweirad-Technik; Allrad und Achtgang-Automatik gibt es optional.

Zwei Reihensechszylinder
Echten Fahrspaß gibt es in den Reihensechszylinder-Modellen der 3er-Reihe von BMW.


Wer maximalen Fahr- und Sparspaß will, kann zum Reihensechszylinder im 330d greifen, der mit 265 PS, 580 Newtonmetern Drehmoment und einem Normverbrauch von rund fünfeinhalb Liter wuchert. Gut zwei Liter mehr nimmt sich sein Benzin-Pendant, der 374 PS starke M340i. Während der starke Otto für knapp 62.000 Euro immer mit Allrad vorfährt, kassiert BMW beim mindestens 49.450 Euro teuren Sechszylinder-Diesel dafür extra ab. Für Fahrspaß par excellence muss es aber nicht unbedingt der 40er-Motor sein. In unserem Test konnte auch der mittlere Benziner überzeugen: Im 330i (ab 44.750 Euro) arbeitet ein Zwei-Liter-Vierzylinder, der mit 258 PS und ausreichenden 400 Turbo-Newtonmeter Drehmoment kraftvoll ans Werk geht; auf Wunsch geht die Kraft auch hier an alle vier Räder.

Das Gute: Während manch anderer Hersteller aus Ehrfurcht vor den strengen Abgasgrenzwerten derzeit seine Motoren ziemlich entschärft und die maximale Kraft erst weit jenseits der 2000-Touren-Marke bereitstellt, darf der 330i sein volles Talent bereits bei knapp über 1500 Umdrehungen entfalten. Hier übernimmt immer die legendär gute Achtgang-Automatik die Verwaltung des Drehmoments, die geschmeidig mit den Gängen jongliert und zielsicher und flott die richtige Übersetzung findet. Turboloch? Fehlanzeige. Fast schon wie ein Sauger zieht der 330i an und eilt unaufgeregt, aber nachdrücklich in unter sechs Sekunden auf Tempo 100; bei 250 km/h wird der elektronische Riegel vorgeschoben.

Das dynamische Talent des 3ers fußt freilich nicht allein auf kräftigen Motoren. Vor allem das fein abgestimmte Fahrwerk trägt einen großen Teil zur Freude am Fahren bei. Ab Werk fahren alle 3er mit einer hubabhängigen Dämpferregelung vor. Mithilfe einer hydraulischen Zusatzdämpfung an der Vorderachse und einer Kompressionsbegrenzung im Heck lässt sich die Dämpferhärte in Abhängigkeit vom Federweg stufenlos regeln. Das Ziel: Mehr Komfort und gleichzeitig mehr Stabilität, die schließlich auch zu einem sportlicheren Gesamtauftritt beiträgt. Ohne mit der Wimper zu zucken, pfeilt der 3er flott durch die Kurve und folgt der von der straffen Lenkung vorgegebenen Linie aufs Genaueste; grad so, wie man es sich von einem 3er wünscht.

Viele Optionen
Der Innenraum ist bekannt und wirkt auch im BMW 3er Touring sportlich-elegant.

Natürlich stellt BMW alternativ auch ein strafferes, tieferes M-Fahrwerk bereit und wer den Komfort-Sport-Kompromiss selbst beeinflussen will, kann zu adaptiven Dämpfern greifen. Ebenfalls erhältlich: Ein Sportdifferenzial, das die Kraft an der Hinterachse noch einmal gezielt zwischen den Rädern verteilt. Auf die Allradlenkung verzichtet BMW beim 3er dagegen, allerdings fühlt sich der Mittelklässler auch so handlich genug an.

Aus der Oberklasse abgeschaut hat sich der neue 3er dafür einige Ausstattungsschmankerl, die verlockend sind - aber den Kaufpreis auch deutlich in die Höhe treiben können. Neben Head-up-Display, Gestensteuerung, einer kompletten Assistenzarmada oder ultrahellem Laserlicht dürften vor allem die digitalen Instrumente und das Top-Infotainmentsystem viele Anhänger finden. Das ersetzt nicht nur den serienmäßigen 8,8-Zoll-Touchscreen durch ein berührungsempfindliches Display mit 10,25 Zoll Bildschirmbreite, sondern bringt auch sämtliche Online-Funktionen ins Auto: Von den Echtzeit-Verkehrsdaten bis zur App-Steuerung für die Klimaanlage, von der Möglichkeit, über das Smartphone mithilfe der Autokameras aus der Ferne die Fahrzeugumgebung zu betrachten, bis zum Sprachassistenten, der auf den Befehl "Hey, BMW!" Alexa-Siri-und-Co-gleich mit Rat und Tat zur Hilfe steht. Kostenpunkt 2800 Euro.

Plug-in-Hybrid und M3 erst 2020
Natürlich wird es in absehbarer Zeit auch einen Hybrid in der 3er-Reihe geben.

Technik-Freaks aufgepasst: Wer nicht nur im Auto die neuesten Features haben, sondern sich auch unter der Motorhaube up-to-date geben will, kann in der Limousine bereits ab diesem Sommer auch zur Plug-in-Hybrid-Version 330e mit 292 System-PS und über 60 Kilometer elektrischer Reichweite greifen. Im Touring lässt das Doppelherz-Modell dagegen noch bis Mitte nächsten Jahres auf sich warten. Und auch die Sportjünger müssen sich noch gedulden: Mit dem neuen M3 ist ebenfalls nicht vor 2020 zu rechnen. Das gilt auch für die vom 3er abgeleiteten Karosserie-Varianten wie 4er Coupé und Cabrio. Dem 3er GT dagegen haben die Münchner bereits eine Absage erteilt: Er bekommt keinen Nachfolger mehr.


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