Wir erklären, welche Bedeutung der Wald in Deutschland hat – und was die Umweltverbände fordern.
Wie ist der Wald in Deutschland beschaffen?
Laut der letzten Bundeswaldinventur des Bundeslandwirtschaftsministeriums aus dem Jahr 2012 besteht ein Drittel der Fläche Deutschlands aus Wald – rund 11,4 Millionen Hektar. In den zehn Jahren davor war die Fläche des Waldes weitgehend konstant, sie wuchs um 0,4 Prozent seit 2002. Die nächste Waldinventur wird erst 2021 beginnen. Die Dürre von 2018 lässt befürchten, dass großflächig Wald zerstört wurde (siehe unten).
Der Wald besteht zu 73 Prozent aus Fichten, Kiefern, Buchen und Eichen. Insgesamt gibt es 51 Baumarten, von denen viele aber nur sehr vereinzelt vorkommen. Aber auch sie erfüllen in den Nischen Funktionen: Das Umweltministerium spricht von einem Beitrag für Vielfalt, Stabilität, Bodenpflege und Holzerzeugung.
Der Waldbau durch den Menschen hat dafür gesorgt, dass vor allem Fichten und Kiefern gepflanzt wurden, um die Holznachfrage zu decken. Die dadurch entstehende Monokultur wird mehr und mehr als Problem identifiziert. Wissenschaftler suchen nach Baumarten, die sich dem Klimawandel anpassen und artenreiche Ökosysteme bilden. 48% des Waldes in Deutschland ist in privatem Besitz, 29% des Waldes sind im Eigentum der Länder, 19% im Eigentum von Körperschaften und 4% im Eigentum des Bundes.
Welche Probleme hat der Wald?
Sachsens Forstminister Thomas Schmidt (CDU) zufolge sind seit 2018 bundesweit mehr als 100.000 Hektar Wald von Stürmen, Dürren und Schädlingen geschädigt worden. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) spricht sogar von 120.000 Hektar, die bereits abgestorben sind. Betroffen sind demnach vor allem Fichten, aber auch Kiefern, Buchen und Eichen.
Die Umweltschutzorganisation BUND und mehrere Landesminister haben sich vergangene Woche mit alarmierenden Warnungen vor einem großflächigen neuen Waldsterben durch Hitzestress und damit einhergehende Probleme an die Öffentlichkeit gewandt. Laut BUND brechen derzeit vor allem große Monokulturwälder aus Fichten und Kiefern in Deutschland regelrecht zusammen. Ein weiteres Problem sind Borkenkäfer. Nach langen Trockenperioden können die Bäume kein Harz mehr bilden und sind besonders anfällig für die Schädlinge.
Die Ökologin Nicole Wellbrock sagte der Zeitschrift „chrismon“, der Buche in Deutschland mache die Trockenheit besonders zu schaffen, die Kiefer sei von der Nonne, einem Nachtfalter-Schädling, bedroht und Eichen seien wegen ihres oft hohen Alters anfällig.
Wieso ist der Wald wichtig?
Wälder regulieren das Klima, mildern extreme Wetterverhältnisse wie Hitze, Frost, Trockenheit und Stürme ab. Sie sind Heimat für viele Tierarten, produzieren Sauerstoff und reinigen die Luft. Sie speichern in hohem Maße das klimaschädliche CO2. Forscher der ETH Zürich haben in einer Studie berechnet, dass die Aufforstung von Wäldern der effektivste Klimaschutz ist. Bäume zu pflanzen habe das Potenzial, zwei Drittel aller CO2-Emissionen aufzunehmen, die die Menschen seit der Industrialisierung verursacht haben. Die Erde könne ein Drittel mehr Wälder vertragen, ohne dass Städte und Agrarflächen beeinträchtigt würden. Laut Weltklimarat IPCC sind eine Milliarde Hektar mehr nötig – das entspricht ungefähr der Größe Kanadas. Die Forscher halten eine Aufforstung von 1,7 bis 1,8 Milliarden für möglich – das entspricht der Größe Russlands, dem größten Land der Erde.
Was fordern Umweltverbände und Wissenschaft?
Der BUND fordert, die Nadelholzmonokulturen, die es heute in vielen Wäldern gibt, in „naturnahe Laubmischwälder“ umzugestalten. Laubbäume bieten demnach ein breites Spektrum an Arten und genetischer Vielfalt, die in Mischung mit den unterschiedlichsten Bedingungen zurechtkämen. Nadelhölzer wie Kiefer oder Fichte dürften dem BUND zufolge nicht mehr in Monokultur, sondern nur noch gruppenweise oder in Beimischung angebaut werden. Insgesamt sollen die deutschen Wälder ökologischer bewirtschaftet werden. Dadurch würden sie auch klimaresistenter. Zehn Prozent der Waldfläche sollen als Naturwälder, oder auch „Urwälder“, zugelassen werden. Sie sollen sich frei von forstlichen Eingriffen entwickeln können.
Die Ökologin Nicole Wellbrock betont, Menschen könnten mit allen Maßnahmen helfen, die Stickstoffeinträge und Erderwärmung reduzieren: weniger Auto fahren und weniger Fleisch essen zum Beispiel. Greenpeace empfiehlt ähnliches: gebrauchte Möbel benutzen, weniger Lebensmittel verschwenden, Papier recyclen und Lebensmittel aus regionalem Anbau kaufen. Die Umweltorganisation fordert, dass ein höherer Anteil des Waldes ökologisch genutzt wird und ein geringer Anteil forstwirtschaftlich.
Deutschlandfunk
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