Der Druck im In- und Ausland sei sehr groß geworden, dazu habe nicht zuletzt die Rauchwolke über der 2.700 Kilometer vom Regenwald entfernten Millionenstadt Sao Paulo geführt, sagte von Schönfeld im Deutschlandfunk (Audio-Link). In der Öffentlichkeit werde sehr begrüßt, dass nun gegen die Feuer vorgegangen werde.
Es handele sich um eine ökologische Katastrophe, ergänzte sie. Präsident Bolsonaro vertrete aber weiterhin die Ansicht, dass das Amazonasgebiet in erster Linie wirtschaftlich nicht genutztes Gebiet sei. Nachhaltigkeit oder Klimaschutz spielten bei ihm keine Rolle. Zudem wolle er bisher geschütztes Land der indigenen Bevölkerung zum Beispiel zur Gewinnung von Bodenschätzen freigeben. Diese Tendenz sei wegen der Feuer möglicherweise abgeschwächt, aber nicht umgekehrt.
„Kritik hängt auch mit rechtem Kurs zusammen“
Von Schönfeld ergänzte, die internationale Kritik am Handeln der Regierung hänge auch mit deren rechten Kurs und polemischen Äußerungen zusammen. Es habe auch schon früher derartige Waldbrände im Amazonasgebiet gegeben. Damals sei die Reaktion der Weltgemeinschaft verhaltener ausgefallen.
Die Pläne der G7-Staaten, Brasilien im Kampf gegen die Feuer zu unterstützen, lobte von Schönfeld. Allerdings sei beispielsweise Hilfe bei der Aufforstung nicht zielführend bei einem Wald, der über Jahrhunderte gewachsen sei. Wichtig sei, dass es wieder mehr Brandprävention gebe. Bolsonaro habe die Mittel dafür stark gekürzt.
Zudem befürwortete von Schönfeld Überlegungen, das Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Wirtschaftsblock Mercosur nicht in Kraft treten zu lassen. Ein solcher Schritt würde das richtige Zeichen setzen, weil er die Aufmerksamkeit erhöhe.
Polizei ermittelt wegen „Tag des Feuers“
Die brasilienische Polizei ermittelt derzeit wegen der Waldbrände. Im Fokus stehen die Organisatoren des sogenannten „Tag des Feuers“. Justizminister Moro kündigte auf Twitter an, dass die Bundespolizei den Fall aufklären werde. Er schrieb außerdem, dass kriminelle Brandstiftung im Amazonasgebiet hart bestraft werde.
Unter anderem hatte die brasilianische Zeitung „Globo Rural“ berichtet, dass sich im Bundesstaat Pará in den vergangenen Wochen 70 Leute verabredet hatten, Feuer entlang einer Landstraße zu legen.
In Brasilien wüten die schwersten Waldbrände seit Jahren. Inzwischen hilft das Militär in sieben Bundesstaaten beim Löschen. Soldaten verfolgen aber auch Brandstifter. Viele Bauern legen gezielt Feuer, um Anbauflächen für Soja oder Weideflächen für ihre Tiere zu schaffen.
Deutschlandfunk
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