Auf Pump gebaut: Gigantische Schuldenblase bedroht Weltwirtschaft

  27 Auqust 2019    Gelesen: 865
Auf Pump gebaut: Gigantische Schuldenblase bedroht Weltwirtschaft

Viele Expertenmeinungen tendieren dazu, dass eine neue Krise durch die riesigen globalen Verschuldungen ausgelöst werden könnte. Die besondere Sorge bezieht sich dabei auf die Schulden der Unternehmen, von denen die Hälfte auf die USA entfällt.

Das Federal Reserve System (US-Notenbank, Fed) hat bereits gewarnt: Die Schuldenlast der amerikanischen Unternehmen habe bereits den Stand vor der Weltwirtschaftskrise 2008 übertroffen, und das sei sehr schlimm. Warum diese finanzielle Zeitbombe gefährlich ist, erklärt Sputnik in diesem Artikel.

Immer neue Kredite werden aufgenommen

Die internationale Ratingagentur S&P Global Ratings führte vor einigen Tagen an: Bis 2024 müssen Unternehmen in der ganzen Welt Schulden in Höhe von insgesamt 5,2 Billionen Dollar tilgen. Analysten zufolge entfallen etwa 50 Prozent dieser enorm hohen Summe – Schuldverschreibungen, Kredite usw. – auf US-amerikanische Unternehmen.

Experten verweisen darauf, dass die in letzter Zeit emittierten Obligationen und Kredite durchaus genügen würden, um die Schulden rechtzeitig zu begleichen. Aber manche Firmen würden im Falle einer neuen globalen Rezession pleitegehen. Und diese Rezession ist ihnen zufolge in den kommenden anderthalb Jahren sehr wahrscheinlich.

Allerdings könnte der korporative Schuldenmarkt in Übersee noch früher „explodieren“. Dazu würde es kommen, wenn das Rating der Zuverlässigkeit des Konzerns GE (seine Schulden liegen bei mehr als 115 Milliarden Dollar) bei einem Wirtschaftszusammenbruch auf das „Junk“-Niveau gesenkt werden sollte, denn Rentenfonds, Verwaltungs- und Versicherungsgesellschaften behalten in ihren Portefeuilles nur Investitionsschulden.

Laut der Fed haben die korporativen Schulden bereits den Vorkrisenstand (2008 bzw. 2009) übertroffen. Die Notenbank ist über die Tatsache beunruhigt, dass Unternehmen, die ohnehin in Schulden versinken, immer neue Kredite aufnehmen.

Aus dem jüngsten Fed-Bericht zum Thema Finanzstabilität geht hervor, dass Unternehmen mit großen nicht beglichenen Schulden im Jahr 2018 um 20 Prozent mehr Kredite bekommen haben – die Summe beläuft sich auf 1,1 Billionen Dollar. Dabei übertrifft der Anteil der neuen Kredite, die diesen kaum zuverlässigen Kreditnehmern bereitgestellt wurden, die Höhepunkte der Vorkrisenjahre 2007 und 2014.

„Die Risiken sind enorm gewachsen, denn der Hauptteil der Kredite entfällt auf Kreditnehmer mit einer geringeren Zuverlässigkeit und einem höheren Schuldenniveau“, stellte die Fed fest.

„Jede Schwächung der Wirtschaftsaktivitäten könnte das Risiko erhöhen, dass diese Unternehmen insolvent werden.“

Alles doch nicht so schlimm?

Allerdings behauptet die Notenbank, dass der Umfang der riskanten korporativen Schulden mit den gigantischen Hypothekarschulden nicht zu vergleichen sei, die die Weltfinanzkrise 2008 verursacht hatten.

„Das sind unterschiedliche Situationen“, so die Fed-Analysten. „Die jetzigen korporativen Kreditverpflichtungen sind sicherer als die Hypothekarschulden in den 2000er-Jahren strukturiert, und deshalb sind Banken in der Lage, die mit den korporativen Schulden verbundenen Risiken in den Griff zu bekommen.“

Andererseits ist die US-Notenbank laut der "New York Times" „nicht ganz sicher, wie die Folgen eines möglichen Zusammenbruchs in den kreditbelasteten Wirtschaftsbranchen sein könnten“.

In den vergangenen Jahren pumpten Zentralbanken verschiedener Länder in ihre Wirtschaften billige Geldern. Das Hauptziel war, die Zinsen auf dem Schuldenmarkt zu senken, so dass Unternehmen billigere Kredite nehmen könnten, um ihre Aktivitäten zu finanzieren.

Diese Finanzspritzen waren dermaßen groß, dass selbst enorm ineffiziente Unternehmen (so genannte „Zombie-Unternehmen“) sich billige Kredite leisten konnten. Solche Firmen generieren keine Einnahmen und leben immer auf Pump. Und gerade sie gelten als größte Gefahr für den US-Aktienmarkt.

Jetzt, wo die Zeiten von Niedrigzinsen sich ihrem Ende nähern, haben solche „Zombie-Unternehmen“ wegen der Verschärfung der US-Geld- und Kreditpolitik keine Überlebenschancen: Neue Kredite werden für sie zu teuer, und die alten Schulden können sie nicht mehr begleichen.

Wirtschaftsexperten prognostizieren: Die riesigen korporativen Schulden  könnten eine neue Rezession provozieren oder wenigstens als Nebenfaktor verschärfen. Es sind inzwischen gut ein Dutzend Merkmale dafür zu sehen, dass die neue Rezession in den kommenden zwei Jahren beginnt. Die wichtigsten von ihnen sind die geringere Rentabilität der zehnjährigen US-Staatsanleihen als die der zweijährigen sowie der anhaltende Rückgang der Industrieproduktion.

Chinesisches Szenario

Einen großen Beitrag zum Anstieg der korporativen Schulden leisten auch die Schwellenländer und vor allem China, dessen korporative Schulden die weltweit größten sind. Es könnte sein, dass die globalen Schulden „explodieren“, sobald die Volksrepublik der Spitzenreiter des ökonomischen Wettkampfes wird. Das würde zu einem Einsturz führen, der mit dem von 2008 vergleichbar wäre.

Als die damalige Finanzkrise ausbrach, hatte Peking darauf mit einer noch intensiveren Kreditvergabe reagiert. 2016 beliefen sich die korporativen Schulden in China auf etwa 160 Prozent des BIP. Die gesamten Schulden machten 230 Prozent des BIP aus.

Im vorigen Jahr legten die korporativen Schulden der Volksrepublik laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) um 3,8 Prozentpunkte zu. Chinesische Unternehmen nehmen immer neue Kredite dank dem „Schattenbanking“ auf, dessen Umfang inzwischen gefährliche Dimensionen angenommen hat. Chinesische Banken kreditieren gerne Brokerfirmen und Wucherer, die als Vermittler zwischen Kreditinstituten und den Geschäftskreisen fungieren.

Chinas „Schattenbanking“ liegt aktuell bei knapp sieben Billionen Dollar. Der Internationale Währungsfonds warnt, dass diese Blase die nationale Wirtschaft zum Einsturz bringen und eine neue Asien-Krise provozieren könnte, die mit der von 1997 vergleichbar wäre.

Man muss sagen, dass die Situation auch außerhalb der USA und Chinas nicht gerade besser ist. laut Oxford Economics sind die privaten Außenschulden seit 2015 um 15 Prozent des globalen BIP gewachsen.

sputniknews


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