Deutsche-Bank-Chef warnt vor Niedrigzinsen

  04 September 2019    Gelesen: 790
Deutsche-Bank-Chef warnt vor Niedrigzinsen

Die Europäische Zentralbank hält seit Jahren an einem Niedrigzinskurs fest. Bald könnten die Zinsen noch tiefer fallen. Davor warnt nun der Chef der Deutschen Bank: Eine weitere Senkung würde dem Finanzsystem schaden und die Banken schwächen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing mit einer weiteren Zinssenkung die angespannte Lage in Europa nicht verbessern. "Gesamtwirtschaftlich wird eine weitere Zinssenkung auf dem aktuellen Niveau verpuffen. Sie wird lediglich die Vermögenspreise weiter in die Höhe treiben und die Sparer weiter belasten", sagte Sewing auf der "Handelsblatt"-Bankentagung in Frankfurt. Schon jetzt belaste die Zinspolitik die Finanzbranche enorm. "Allein uns als Deutsche Bank kosten die negativen Einlagenzinsen einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in diesem Jahr. Auf vier Jahre hochgerechnet sind das deutlich mehr als zwei Milliarden Euro", rechnete Sewing vor. Auch Mittelständler würden nicht mehr investieren, nur weil Kredite noch einmal billiger würden.

Geschäftsbanken müssen seit Mitte Juni 2014 Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Derzeit verlangt die Notenbank 0,4 Prozent Strafzinsen. EZB-Präsident Mario Draghi hatte angedeutet, dass dieser negative Einlagensatz weiter ins Minus gesenkt werden könnte - möglicherweise schon bei der nächsten EZB-Sitzung am 12. September. Damit wollen die Währungshüter die Kreditvergabe und so die Wirtschaft im Euroraum ankurbeln. "Langfristig ruinieren diese Niedrigzinsen das Finanzsystem", stellte Sewing fest. Deshalb müssten Bankmanager ihre Institute wetterfest machen. Beim Umbau seines eigenen Hauses, dem weltweit 18.000 Stellen zum Opfer fallen, sieht er sich auf einem guten Weg.

Auch eine Staffelung des Strafzinses, über die im Kreis der Währungshüter diskutiert wird, würde nach Einschätzung des Deutsche-Bank-Chefs am Grundproblem nichts ändern. Sewings Fazit: "Auf eine ernsthafte Wirtschaftskrise ist die Welt nicht gut vorbereitet - und Europa schon gar nicht." Die Zentralbanken hätten kaum noch Mittel, um eine echte Wirtschaftskrise wirkungsvoll abzudämpfen.


Quelle: n-tv.de


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