Der britische Premier Boris Johnson hat einen weiteren Tory-Abgeordneten verloren. Im Streit um den Brexit-Kurs wechselt Sam Gyimah im britischen Unterhaus die Seiten. Gyimah schloss sich den pro-europäischen Liberaldemokraten an, wie er in einem Beitrag für den "Observer" schrieb.
Es gehe aber nicht nur um den Brexit, sondern es gehe auch darum, wie Politik betrieben werde, und um den Umgang mit Populismus und Nationalismus. Es sei selbstgefällig anzunehmen, dass die britischen Institutionen und die Politik immun gegen populistische Kräfte seien. "Wir müssen handeln."
Der 43-Jährige gehört zu 21 konservativen Politikern, die Johnson wegen ihrer Opposition zu seinem Brexit-Kurs aus der Tory-Fraktion ausgeschlossen hat. Nach seinen Angaben erhielten alle "Rebellen" einen Brief von Johnson, in denen ihnen Bedingungen diktiert wurden, unter denen sie zurückkehren könnten. Ihm sei jedoch klar gewesen, dass er diese Bedingungen nicht akzeptieren könne.
Enttäuscht und desillusioniert
Mit seinem Wechsel umfasst die Fraktion der oppositionellen Liberaldemokraten nun 18 Abgeordnete der insgesamt 650 im britischen Unterhaus. Er habe sich seit 20 Jahren in der konservativen Partei engagiert. "Ich habe für die Partei gekämpft", sagt er dem "Guardian". Geboren in Großbritannien und aufgewachsen in Ghana, habe er eine schwierige Kindheit gehabt. Zu den Konservativen hätten ihn Werte wie Zugehörigkeit zu einer Nation gezogen. Doch inzwischen sei er bei den Torys ein "Ausgestoßener".
Gyimah war schon einmal aus Kritik an der Brexit-Politik zurückgetreten. Ende 2018 gab er seinen Posten als Staatssekretär für Forschung und Universitäten auf. Er begründete seinen Schritt, dass das von der damaligen Premierministerin Theresa May ausgehandelte Brexit-Abkommen nicht im nationalen Interesse sei.
Bereits Anfang des Monats hatte Phillip Lee den Tories den Rücken gekehrt und war zu den Liberaldemokraten übergelaufen. Damit hatte Johnson seine rechnerische Mehrheit im Parlament verloren.
Quelle: n-tv.de
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