Angesichts der noch immer ungelösten Brexit-Frage tasteten die Währungshüter um Notenbank-Chef Mark Carney am Donnerstag den Schlüsselsatz von 0,75 Prozent nicht an. Sie warnten zugleich, dass eine noch längere Brexit-Hängepartie die Wirtschaft weiter schwächen und für “tiefgreifende Unsicherheit” sorgen könne. Für den Fall eines ungeregelten EU-Austritts ließen die Währungshüter offen, ob eher eine Senkung oder eine Erhöhung des Zinses erforderlich werden könnte.
“Solange die Brexit-Frage unklar ist, wird die Notenbank weiter abwarten”, kommentierte Ökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. Sollte es zum einem harten Brexit kommen, brauche die Bank von England ausreichend Pulver, um dann einer Rezession entgegenzuwirken.
Der konservative Premierminister und Brexit-Verfechter Boris Johnson will das Land Ende Oktober aus der EU herauslösen und dies notfalls auch ohne Austrittsabkommen - auch wenn das Parlament diesen Weg per Gesetz eigentlich versperrt hat. Ein harter Brexit dürfte die Wirtschaft schwer in Mitleidenschaft ziehen.
In den USA senkte die Notenbank am Mittwoch ihren Leitzins um einen Viertelprozentpunkt auf die neue Spanne von 1,75 bis 2,00 Prozent. Auch in Schwellenländern wie Brasilien und der Türkei senkten die Notenbanken den Zins zuletzt. Zuvor hatte die EZB in der vergangenen Woche die Strafzinsen für Banken weiter verschärft und will damit die Konjunktur und auch die als zu niedrig empfundene Inflation anheizen.
In Großbritannien war die Inflation jüngst überraschend auf das niedrigste Niveau seit Dezember 2016 gesunken. Die Verbraucherpreise lagen im August nur noch 1,7 Prozent höher als vor Jahresfrist. Die Inflationsrate fiel damit unter das Ziel der Notenbank von zwei Prozent.
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