Ein Angebot wie Erpressung: Türkei soll US-Kampfjets kaufen statt Su-35 und Su-57

  20 September 2019    Gelesen: 866
  Ein Angebot wie Erpressung: Türkei soll US-Kampfjets kaufen statt Su-35 und Su-57

Pentagon-Vize John Rood hat die türkische Führung aufgerufen, Kampfjets in den USA zu kaufen statt in Russland. „Die Entscheidung ist letztlich eine innere Angelegenheit der Türkei, aber…“

Welche Flugzeuge konkret Washington anbietet, ist unklar. Denn die zugesagten Kampfjets F-35 verweigern die Amerikaner ihren Partnern in Ankara weiterhin. Zugleich erklärte der amerikanische Vize-Verteidigungsminister Rood: „Wir sind stolz auf amerikanische Systeme. Wir möchten unsere türkischen Partner dazu aufrufen, Technik und Ausrüstung aus US-Fertigung vorzuziehen.“. Diese Systeme seien „operationell kompatibel“, Ankara sei aufgerufen, sich in diese Richtung zu bewegen.

Dass Ankara die Möglichkeit prüft, russische Kampfjets Su-35 und Su-57 zu kaufen, sei dem Pentagon bewusst, betonte der amerikanische Vize. Die Entscheidung treffe Ankara selbst, aber die USA „sind zur Zusammenarbeit bereit“. Schließlich sei Ankara ein langjähriger Partner. „Unsere Verteidigungsbehörden blicken auf eine lange Kooperationsgeschichte zurück, auch im Bereich der Luftstreitkräfte.“

Kurz: Die Türkei soll amerikanische Waffensysteme kaufen. Welche genau, präzisierte Rood nicht. Auch gab er keine Antwort auf die Frage, wie der etwaige Kauf russischer Flugzeuge sich auf das Verhältnis Washingtons zu Ankara auswirken würde.

Die Folgen können allerdings schwer sein. Um die Kaufentscheidung der türkischen Führung zu beeinflussen, sei Washington sogar „Erpressung“ recht, sagte Sicherheitsexperte Aleksej Podbereskin, Leiter des Zentrums für militär-politische Studien an der Moskauer Hochschule MGIMO, im Sputnik-Gespräch.

Denn der Verdrängungswettbewerb auf dem Rüstungsmarkt ist hart: „Viele Länder folgen dem Beispiel Indiens und sind bei der Beschaffung von Waffenausrüstung sehr selbstbewusst. Hochwertige Systeme zu günstigem Preis und zuverlässige Lieferpartner – darauf kommt es an“, sagt Experte Podbereskin.

Wenn Erdogan Russland als Lieferpartner auswähle, bekomme er genau das. „Die russischen Su-35 kosten pro Stück ein Viertel dessen, was die Amerikaner für eine F-35 verlangen. Die Suchoi-Jets sind erprobt und zuverlässig.“

Aber noch viel wichtiger sei für Ankara die Diversifikation: „Wenn die Türkei im Rüstungsbereich einzig und allein mit den USA kooperiert, macht sie sich abhängig. Dann können die Amerikaner erpressen, vereinbarte Lieferungen aussetzen, den technischen Service einstellen. Dass Trumps Verhandlungslaune täglich wechseln kann, ist ja bekannt.“

Seit Ende letzten Monats wird berichtet, Ankara könnte russische Kampfjets Su-35 oder Su-57 kaufen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan besuchte gemeinsamen mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin Ende August die Luftfahrtmesse MAKS 2019 in Moskau. Danach hat Erdogan erklärt, der Kauf russischer Kampfjets Su-35 oder Su-57 statt der amerikanischen F-35 sei nicht ausgeschlossen.

Es komme jetzt auf Klarheit vonseiten der Vereinigten Staaten an. „Sobald wir die endgültige Entscheidung aus Washington haben, unternehmen wir eigene Schritte“, sagt der türkische Präsident. „Der Markt, wo wir alles beschaffen können, was wir brauchen, ist groß.“

Washington weigert sich, Kampfjets F-35 an die Türkei zu liefern, seitdem Ankara russische Flugabwehrsysteme S-400 gekauft hat. Zwar ist der Liefervertrag laut dem türkischen Außenministerium juristisch bindend und kann nicht einfach aufgelöst werden, aber die Amerikaner liefern trotzdem nicht.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte: „Wenn diese Flugzeuge nicht geliefert werden, decken wir unseren Bedarf woanders.“ Ohne Gegenreaktion bleibe die Lieferblockade nicht.

sputniknews


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