Zwei Drittel der Arbeitnehmer, bei denen Heimarbeit möglich wäre, würden laut DIW auch gerne vom eigenen Schreibtisch aus arbeiten - doch in den meisten Fällen lege der Arbeitgeber sein Veto ein. Besonders ausgeprägt sei der Wunsch bei qualifizierten, vollzeitbeschäftigten Arbeitskräften. Käme es unter den deutschen Unternehmen zu einem Umdenken, könnte die Zahl der Heimarbeiter laut DIW mehr als verdoppelt werden.
Nicht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist laut der Studie der wichtigste Grund, um in den eigenen vier Wänden zu arbeiten, sondern der "Wunsch nach mehr zeitlicher Autonomie". Singles wollten ähnlich häufig zu Hause arbeiten wie Alleinerziehende. Unter Familien mit Kindern sei Heimarbeit derzeit sogar eher weniger zu finden als bei Paaren, die keine Kinder im Haushalt haben.
Besonders ausgeprägt ist das Missverhältnis zwischen dem Wunsch und der Genehmigung von Heimarbeit laut der Studie bei Banken, Versicherungen und bei der öffentlichen Verwaltung - Wirtschaftssektoren, in denen Heimarbeit grundsätzlich einfacher umzusetzen wäre als in anderen Bereichen. "Hier sind offensichtlich noch in besonderem Maße personalpolitische Dinosaurier aktiv", erklärte der Autor der Studie, DIW-Arbeitsmarktexperte Karl Brenke.
Laut DIW würde Heimarbeit auch aus Sicht der Arbeitgeber Sinn ergeben - denn Angestellte machten zu Hause mehr als im Büro: 2014 arbeiteten Arbeitnehmer, die bereits zu Hause beruflich tätig waren, im Schnitt 40,6 Stunden pro Woche, während Angestellte im Büro durchschnittlich 36,2 Stunden arbeiteten. Heimarbeiter machten außerdem überdurchschnittlich viele Überstunden.
Trotz Mehrarbeit seien Heimarbeiter mit ihrer Arbeit zufriedener als andere Arbeitskräfte, erläuterte das DIW. Das gelte insbesondere im Vergleich zu denjenigen, die sich Heimarbeit wünschen, aber nicht die Möglichkeit dazu erhalten.
Was die Arbeitgeber freut, birgt auf der anderen Seite Gefahren für die Arbeitnehmer: "Diejenigen Arbeitskräfte, die bereits zu Hause ihrem Job nachgehen, arbeiten relativ lange, und oft wird die Mehrarbeit nicht entgolten", heißt es in der Studie. Um solchen Entwicklungen entgegenzusteuern, könnten betriebliche, vielleicht auch tarifvertragliche Vereinbarungen hilfreich sein.
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