Der Zentralrat der Juden hat scharfe Kritik am fehlenden Polizeischutz vor der Synagoge in Halle geübt. Dass die Synagoge "an einem Feiertag wie Jom Kippur nicht durch die Polizei geschützt war, ist skandalös", erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster. "Diese Fahrlässigkeit hat sich jetzt bitter gerächt. Wie durch ein Wunder ist nicht noch mehr Unheil geschehen."
Der Täter habe versucht, in die Synagoge einzudringen, auch der benachbarte jüdische Friedhof sei angegriffen worden. "Die Brutalität des Angriffs übersteigt alles bisher Dagewesene der vergangenen Jahre und ist für alle Juden in Deutschland ein tiefer Schock", erklärte Schuster. Die Tat am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur "hat unsere Gemeinschaft auf das Tiefste in Sorge versetzt und verängstigt", fügte er hinzu.
Israelische Botschaft dankt deutschen Sicherheitskräften
Die israelische Botschaft in Berlin bezeichnete die bewaffneten Angriffe in Halle als "brutale Terroranschläge". "Wir sind geschockt und erschüttert von den brutalen Terroranschlägen heute Mittag in Halle, während jüdische Betende in den Synagogen in ganz Deutschland versammelt waren, um Jom Kippur zu begehen, den heiligsten Tag im Judentum", hieß es in einer auf Facebook verbreiteten Erklärung der Botschaft. "Gemeinsam müssen wir jede Form von Extremismus ablehnen und vereint gegen solchen sinnlosen Terror vorgehen."
Die Botschaft dankte ausdrücklich den deutschen Sicherheitskräften. Man vertraue nun darauf, dass alle Maßnahmen ergriffen würden, um die Täter zu fassen und sie umgehend der Justiz zuzuführen. In Halle an der Saale in Sachsen-Anhalt waren zwei Menschen durch Schüsse getötet und mehrere verletzt worden. Ein Opfer wurde nahe der Synagoge gefunden, ein zweites in der Nähe eines Döner-Imbisses. Bundesinnenminister Horst Seehofer sprach von einem "antisemitischen Angriff". Mittlerweile gehen die Behörden von einem Einzeltäter aus.
Merkel drückt Angehörigen ihr Beileid aus
Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte den Angehörigen der Opfer von Halle ihr "tiefstes Beileid" aus. Die Kanzlerin habe sich von Bundesinnenminister Seehofer und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff "über die Lage nach dem Anschlag in Halle informieren lassen", teilte Regierungssprecher Steffen Seibert über Twitter mit. "Unsere Solidarität gilt allen Jüdinnen und Juden am Feiertag Jom Kippur, unser Dank den Sicherheitskräften, die noch im Einsatz sind", schrieb Seibert weiter.
Bundesaußenminister Heiko Maas schrieb in einer Erklärung: "Wann hört das auf? Warum geschieht das in unserem Land? Unserem Land!" Zwei unschuldige Menschen seien brutal ermordet worden. "Antisemitismus und Fremdenhass dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben", so Maas. Es sei "beschämend, diesen Satz so oft sagen zu müssen in Deutschland".
Quelle: n-tv.de
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