Bundeskanzlerin Angela Merkel hat nach der Attacke von Halle an einer Solidaritätsveranstaltung in der Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin teilgenommen. Auch Berlins Innensenator Andreas Geisel besuchte die Veranstaltung. Regierungssprecher Steffen Seibert nannte Merkels Besuch bei Twitter ein "Zeichen der Verbundenheit". Er fügte hinzu: "Wir müssen uns geschlossen jeder Form von Antisemitismus entgegenstellen." Dazu setzte Seibert das Twitter-Schlagwort #Wirstehenzusammen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach nach dem Angriff in Halle von erschütternden Nachrichten und rief zur Solidarität mit den jüdischen Mitbürgern auf. Bei einem Festakt zum 30. Jahrestag der friedlichen Revolution in Leipzig sagte Steinmeier, ein solcher Angriff auf eine voll besetzte jüdische Synagogen schien in Deutschland nicht mehr vorstellbar. Trotz der Zehntausenden, die den Tag der Einheit feierten, "mag die Fröhlichkeit nicht richtig aufkommen" angesichts von zwei Toten, sagte das Staatsoberhaupt. Menschen seien ermordet worden. "Aus einem Tag der Freude ist ein Tag des Leids geworden." Er denke nun an die Angehörigen.
Zuvor hatte der Zentralrat der Juden ungewöhnlich deutlich den fehlenden Polizeischutz für die Synagoge in Halle kritisiert. An vielen Synagogen in Deutschland wurden nach dem Angriff die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.
Ein schwer bewaffneter mutmaßlicher Rechtsextremist hatte am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur versucht, in einer Synagoge in Halle/Saale ein Blutbad unter rund 80 Gläubigen anzurichten. Der 27-jährige Deutsche wollte nach Angaben aus Sicherheitskreisen am Mittag die Synagoge mit Waffengewalt stürmen, scheiterte jedoch. Danach soll der Mann vor der Synagoge und in einem nahen Döner-Imbiss zwei Menschen erschossen und mindestens zwei weitere verletzt haben. Er floh vom Tatort und wurde am Nachmittag festgenommen.
Netanjahu sieht wachsenden Antisemitismus in Europa
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verurteilte den Anschlag. "Der Terroranschlag auf die Gemeinde in Halle an Jom Kippur ist ein neuer Ausdruck des wachsenden Antisemitismus in Europa", schrieb er auf Twitter. Er forderte die deutschen Behörden auf, "weiterhin entschlossen" dagegen vorzugehen.
Netanjahus politischer Rivale, der Vorsitzende der Liste Blau-Weiß, Benny Gantz, rief zum verstärkten Kampf gegen Antisemitismus auf. "Das schreckliche Bild von Juden, die sich an Jom Kippur in ihrer Synagoge auf deutschem Boden verbarrikadieren, muss ein Weckruf sein", sagte Gantz den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Antisemitismus muss mit aller Kraft bekämpft werden - das schließt die Verbreitung von Hassbotschaften im Internet ein."
Quelle: n-tv.de
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