Bagdad zweifelt an Verlässlichkeit Washingtons

  28 Oktober 2019    Gelesen: 589
Bagdad zweifelt an Verlässlichkeit Washingtons

Der irakische Präsident Barham Salih hat in einem Interview mit der Nachrichtenseite Axios die Verlässlichkeit der USA als Verbündeter für die Länder der Region in Frage gestellt.

„Das Vermögen der Vereinigten Staaten, ihre Positionen zu behalten, ist nun sehr fraglich“, sagte er. „Die Verbündeten der USA sorgen sich darum, in welchem Maße sie sich auf die USA verlassen können“. Das Interview wurde von dem TV-Sender HBO ausgestrahlt.

Aufgezeichnet wurde das Gespräch, nachdem US-Präsident Donald Trump angeordnet hatte, die US-Truppen aus Nordsyrien abzuziehen. Die Anordnung erfolgte vor dem Hintergrund des türkischen Militäreinsatzes gegen syrisch-kurdische Milizen. Da die kurdischen Einheiten als Verbündete der Vereinigten Staaten galten, warfen Trumps Kritiker dem US-Staatschef vor, seine Verbündeten verraten zu haben. Salih selbst ist kurdischer Abstammung und hatte den Posten des Ministerpräsidenten der regionalen Regierung der Autonomen Region Kurdistan innegehabt.

Ausrichtung auf Russland?

Sein Land müsse die Beziehungen mit den USA „neu einstellen“ oder sogar „umdenken“, so Salih. Als er gefragt wurde, ob diese „Neueinstellung“ die Ausrichtung auf Russland oder den Iran zur Folge haben werde, äußerte Salih, es gebe mehrere Akteure in der Region, und er beabsichtige nicht, ihnen Ultimaten zu stellen. „Aber wir müssen über unsere eigenen Prioritäten nachdenken“, so der irakische Präsident.

Das Interview war entstanden, bevor Trump den Tod des Chefs der Terrororganisation „Islamischer Staat“*, Abu Bakr al-Baghdadi, am Sonntag bestätigte. Al-Baghdadi soll während eines US-Einsatzes in der syrischen Provinz Idlib einen Fluchtversuch unternommen haben und schließlich mit Hilfe eines Sprengstoffgürtels Selbstmord begangen haben, sagte Trump und dankte dem Irak für seinen Beistand bei der Operation.

Das russische Verteidigungsministerium verfügt nach eigenen Angaben über keine verlässlichen Informationen zum Tod des IS*-Anführers. Laut dem Sprecher des Ministeriums, Generalmajor Igor Konaschenkow, sind in den letzten Tagen in Idlib keine Luftangriffe seitens der USA oder der US-geführten Anti-IS-Koalition verzeichnet worden.

*Terrororganisation, in Russland verboten

asch/ae


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