Das tägliche Sterben

  03 Oktober 2015    Gelesen: 845
Das tägliche Sterben
Selten hat man US-Präsident Barack Obama so empört, erschüttert und emotional gesehen wie nach dem jüngsten Massaker an einer Schule im Bundesstaat Oregon. Er beklagte die Routine nach derartigen Vorgängen, die tatsächlich zum amerikanischen Alltag gehören wie Donuts und das sonntägliche Football-Spiel. Und er beklagte auch erneut die unzureichenden Waffengesetze - und wies damit die Mitschuld an den Schul-Toten einmal mehr auch Amerikas Konservativen und der mächtigen Waffenlobby zu.
Doch bei nüchterner Betrachtung der Tragödien-Serie fällt auf, dass diese schlagzeilenträchtigen Blutbäder eigentlich nur eine Fortsetzung des täglichen Sterbens in den USA sind. In Obamas Heimatstadt Chicago wurden am letzten Wochenende ebenfalls ein Dutzend Menschen durch Schusswaffen getötet - vom Kleinkind bis zum Großvater. Die meisten von ihnen Schwarze, durch Schwarze ermordet. Über sie verliert die Politik aber kaum ein Wort - obwohl doch Chicago scharfe Waffenbesitz-Gesetze hat, was wiederum Obamas Argumentation ad absurdum führt. Der Kern des Problems ist vielmehr, dass über 300 Millionen Waffen in US-Haushalten liegen. Und dieses latente Gefahrenpotenzial nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

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