Das schließen Forscher aus Knochenfunden. Die Studie des Forschungsteams um Madelaine Böhme von der Universität Tübingen und des Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment wurde im Fachmagazin „Nature“ veröffentlicht.
Der in Bayern vor Kurzem entdeckte mögliche Vorfahre von Mensch und Menschenaffe habe sich wohl schon vor fast zwölf Millionen Jahren auf zwei Beinen fortbewegen können, vermuten die Forscher. Das wäre mehrere Millionen Jahre früher als Wissenschaftler bislang zumeist angenommen hatten.
Das Team hatte zwischen 2015 und 2018 in einem Bachlauf der Tongrube „Hammerschmiede“ im Unterallgäu die versteinerten Fossilien einer bislang unbekannten Primatenart entdeckt. Der sogenannte Danuvius guggenmosi habe vor 11,62 Millionen Jahren gelebt und sich wahrscheinlich sowohl auf zwei Beinen als auch kletternd fortbewegt.
„Bislang war der aufrechte Gang ein ausschließliches Merkmal von Menschen. Aber Danuvius war ein Menschenaffe“, sagte Böhme.
Aus der Tongrube bargen die Paläontologen vollständig erhaltene Arm- und Beinknochen, Wirbel, Finger- und Zehenknochen - insgesamt 15 Prozent eines Skeletts. „Damit ließ sich rekonstruieren, wie sich Danuvius fortbewegte“, sagte die Forscherin.
„Zu unserem Erstaunen ähnelten einige Knochen mehr dem Menschen als dem Menschenaffen“, betonte sie weiter.
Das sei eine „Sternstunde der Paläoanthropologie und ein Paradigmenwechsel“. Die Funde stellten die bisherige Sichtweise auf die Evolution der großen Menschenaffen und des Menschen grundlegend infrage.
„Dass sich der Prozess des aufrechten Gangs in Europa vollzog, erschüttert die Grundfeste der Paläoanthropologie“, so die Forscherin weiter. Sie hält es für „nahezu ausgeschlossen“, dass in Afrika noch ältere aufrecht gehende Menschenaffenformen existierten.
ta/gs/dpa
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