Hongkong kommt nicht zur Ruhe

  13 November 2019    Gelesen: 676
  Hongkong kommt nicht zur Ruhe

Die Demonstrationen gegen die chinesische Zentralmacht in Hongkong konzentrieren sich nicht länger auf die Wochenenden: Mit aller Gewalt legen Aktivisten seit Montag den Berufsverkehr der Metropole lahm. Auch die Hochschulen werden zur Kampfarena.

Den dritten Tag in Folge haben Demonstranten in Hongkong Teile des Berufsverkehrs lahmgelegt. Wie die Hongkonger Zeitung "South China Morning Post" berichtete, wurde der Betrieb an zahlreichen U-Bahn-Stationen eingestellt, weil Demonstranten die Züge an der Weiterfahrt hinderten. Auch Straßenkreuzungen wurden erneut von den Protestierenden blockiert. Die Behinderungen sorgten dafür, dass viele Menschen zu spät zur Arbeit kamen. Mehrere Universitäten und Schulen sagten den Unterricht ab.

Hongkong hatte zu Beginn der Woche zwei der gewaltsamsten Tage seit Ausbruch der Proteste vor mehr als fünf Monaten erlebt. Insbesondere die Gelände mehrerer Universitäten wurden am Dienstag zu Kampfzonen. Vor allem das Gelände der Chinesischen Universität von Hongkong wurde in ein Schlachtfeld verwandelt. Dort beobachtete ein Augenzeuge, wie Demonstranten Steine in die Richtung von Polizisten schleuderten.

Die Polizei feuerte dort mit Tränengas und Gummigeschossen auf Demonstranten, die Barrikaden errichtet hatten. Polizeisprecher Kong Wing Cheung sagte, der Rechtsstaat stehe "am Rande des Zusammenbruchs". Auch am Mittwoch zeichneten sich dort nach lokalen Medienberichten neue Zusammenstöße ab.

Im Internet kursierten Aufrufe, mit den Blockaden an Arbeitstagen die Stadt zum Erliegen zu bringen und so den Druck auf die Regierung weiter zu erhöhen. Zuvor hatten sich die seit mehr als fünf Monaten andauernden Proteste vor allem auf die Wochenenden konzentriert.

Spirale von Polizeigewalt und Ausschreitungen
Die jüngste Eskalation der Proteste folgte auf die Meldung, dass ein junger Mann, der am Rande eines Polizeieinsatzes in einem Parkhaus gestürzt war, seinen Verletzungen erlag. Dann schoss am Montag ein Polizist auf einen Demonstranten und verletzte ihn schwer. Aufnahmen des Vorfalls verbreiteten sich rasend schnell um die Welt und fachten die Wut der Demonstranten weiter an.

Die Proteste in der chinesischen Sonderverwaltungsregion richten sich gegen die Regierung: Die Hongkonger kritisieren unter anderem den wachsenden Einfluss Chinas auf die ehemalige Kronkolonie. Seit der Rückgabe an China 1997 wird Hongkong nach dem dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" autonom regiert.

Die Demonstranten fordern freie Wahlen, eine unabhängige Untersuchung von Polizeibrutalität sowie Straffreiheit für die bereits weit mehr als 2000 Festgenommenen. Auch der Rücktritt von Regierungschefin Carrie Lam gehört zu ihren Forderungen.

Mehrere Regierungen hatten zuletzt die Zunahme der Gewalt verurteilt. Eine Sprecherin des US-Außenministeriums verurteilte die "Gewalt auf allen Seiten, unabhängig von ihrer politischen Neigung" und rief alle Konfliktparteien zur Zurückhaltung auf. Die britische Regierung bezeichnete die Eskalation in Hongkong als "zutiefst verstörend".

n-tv


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