Tusk kritisiert Macron für Annäherung an Russland

  14 November 2019    Gelesen: 749
  Tusk kritisiert Macron für Annäherung an Russland

In einer Bilanz seiner Amtszeit kritisiert Donald Tusk den französischen Präsidenten Emmanuel Macron für sein positives Bild von Russland - und erklärt Großbritannien zu einem zukünftig "zweitklassigen Spieler".

Am 1. Dezember gibt Donald Tusk sein Amt als EU-Ratspräsident ab - und nutzt die verbleibende Zeit für harsche Kritik an seinen Kollegen. In seiner Rede vor dem Europakolleg in Brügge holte Tusk gegen den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und gegen den Brexit aus. Dabei sei ihm klar, dass er vor wenigen Monaten dafür noch hätte gefeuert werden können, sagte er.

Auf Macron schoss sich Tusk wegen dessen Interviews mit dem "Economist" ein, in dem dieser vom "Hirntod" der Nato gesprochen und die Europäer zu mehr Souveränität aufgefordert hatte. Er teile den Traum vom souveränen Europa, sagte Tusk. Doch: "Es wird kein souveränes Europa geben ohne einen stabilen Balkan, der in Europa integriert ist." Macron hatte zuletzt verhindert, dass Albanien und Nordmazedonien zu EU-Beitrittskandidaten erklärt werden.

Auch Macrons Sicht auf Russland kritisierte Tusk. Der französische Präsident hatte erklärt, er teile dasRussland-Bild von Viktor Orban und hoffe, dass der ungarische Ministerpräsident auch Polen davon überzeugen könne. "Vielleicht", sagte Tusk nun in seiner Rede: "Aber nicht mich, Emmanuel.

"Großbritannien sagte Tusk nach dem Brexit einen drastischen Abstieg voraus. "Nach diesem Abschied wird das Vereinigte Königreich ein Außenseiter, ein zweitklassiger Spieler, während das wichtigste Schlachtfeld von China, den USA und der EU besetzt sein wird", sagte Tusk in der Rede, die einer Bilanz seiner fünfjährigen Amtszeit gleichkam (lesen Sie hier die gesamte Rede). Überall werde er gefragt, warum die Briten sich das antäten.

Mit Blick auf die anstehenden Wahlen in Großbritannien am 12. Dezember appellierte er an die Briten: "Gebt nicht auf. In diesem Match hatten wir bereits Nachspielzeit, jetzt sind wir in der Verlängerung, vielleicht geht es sogar ins Elfmeterschießen." Tusk erinnerte daran, dass er alles dafür getan habe, die Frist für den Brexit zu verlängern, um Zeit zum Nachdenken und eine mögliche Kehrtwende Großbritanniens zu geben.

"Nur als Teil eines vereinigten Europas kann das Vereinigte Königreich eine globale Rolle spielen, nur gemeinsam können wir uns ohne jegliche Komplexe den größten Mächten dieser Welt stellen", sagte Tusk. "Und die Welt weiß das."

Tusk kam 2014 ins Amt und gibt dieses am 1. Dezember an den ehemaligen belgischen Ministerpräsidenten Charles Michel ab. Wie es für Tusk dann weitergeht, ist noch unklar. Zuletzt hatte der 62-Jährige ausgeschlossen, bei der Präsidentschaftswahl in Polen im kommenden Jahr zu kandidieren.

spiegel


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