“Wir müssen den Übergang schaffen zu einem sich selbsttragenden Aufschwung”, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag bei einer Investorenkonferenz mit zwölf afrikanischen Staaten in Berlin. Sie verwies ebenso wie Wirtschaftsminister Peter Altmaier auf neue Finanzierungsinstrumente, um Firmen beim Engagement in Afrika zu unterstützen. Die Ministerpräsidenten Norwegens und Italiens, Giuseppe Conte und Erna Solberg, wiesen auf der Konferenz auf das starke Wachstum vieler afrikanischer Staaten hin. “Unser Pensionsfonds hat mittlerweile fünf Milliarden Dollar in Afrika investiert - und der geht keine Risiken ein”, sagte Solberg. Conte verwies darauf, dass Afrika mit der sehr jungen Bevölkerung jährlich 15 Millionen neue Jobs benötige.
Mit der zweiten großen Afrika-Konferenz in Berlin nach 2018 will die Bundesregierung ihr Engagement vor allem mit zwölf Staaten in der 2017 gestarteten Initiative “Compact with Africa” verstärken. Der in der deutschen G20-Präsidentschaft gestarteten Compact-Initiative gehören mittlerweile Länder wie etwa Tunesien, Senegal, Togo, Ruanda oder Äthiopien an, die sich zu mehr Transparenz und Reformen verpflichtet haben. Conte nahm an der Konferenz teil, weil Italien die nächste G20-Präsidentschaft übernimmt und Afrika zum Schwerpunkt machen will.
Der Afrikaverein der deutschen Wirtschaft hatte zuvor eine bessere staatliche Absicherung von Investitionen gefordert. Auf einer Investorenkonferenz verwies Wirtschaftsminister Peter Altmaier auf ein breites neues Instrumentarium an Hilfen. Dazu gehört etwa ein neues Programm (Afrika-CIRR) mit Krediten bis zu 85 Millionen Euro und festem Zins. Entwicklungsminister Gerd Müller sagte, man investiere 400 Millionen Euro in afrikanische Mittelständler. Die KfW und die Allianz gaben am Dienstag bekannt, dass sie im Auftrag des Entwicklungsressorts einen Dachfonds “AfricaGrow” aufgelegt hätten. Dieser solle mit 170 Millionen Euro aus öffentlichem und privaten Geld bis zu 150 innovative kleine und mittlere Unternehmen in Afrika fördern.
Sowohl Merkel als auch Vertreter der afrikanischen Staaten kritisierten, dass internationale Organisation und Ratingagentur bei der Einschätzung afrikanischer Staaten die Risiken immer noch höher gewichteten als die Chancen. Dies müsse sich ändern, weil es Investitionen hemme.
Im ersten Halbjahr 2019 sei die Handelsbilanz Deutschlands mit Afrika trotz der lahmenden Konjunktur um neun Prozent gewachsen, sagte Altmaier. Die deutschen Exporte beliefen sich im vergangenen Jahr auf 23 Milliarden Euro, die Importe auf 22 Milliarden Euro. Das Wirtschaftsministerium teilte mit, dass deutsche Unternehmen 2018 knapp zwei Milliarden Euro in Afrika investiert hätten, eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Als größte Probleme in Afrika gelten laut Merkel das sehr starke Bevölkerungswachstum und die Sicherheitslage etwa in der Sahelzone. Firmen beklagen sich zudem über Korruption und den Mangel an ausgebildeten Fachkräften.
Kritik kam von der Entwicklungshilfeorganisation Venro. Direktinvestitionen aus dem Ausland könnten bei der Stärkung von kleinen und mittleren afrikanischen Betrieben nur bedingt helfen, sagte Bernd Bornhorst, Vorstandsvorsitzender von Venro. “Die Bundesregierung sollte spezielle Fördermaßnahmen für Investitionen in afrikanische kleine und mittlere Unternehmen auflegen und bestehende Förderinstrumente ausbauen.”
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