Serbiens Präsident wirft Russland Spionage vor

  22 November 2019    Gelesen: 937
Serbiens Präsident wirft Russland Spionage vor

Moskau gilt eigentlich als enger Verbündeter der Serben - doch nun trübt ein Spionageverdacht das Verhältnis massiv: Präsident Vucic wandte sich an den Kreml und fragte sichtlich bewegt: "Warum?"

Ein Video sorgt dafür, dass die eng verbundenen Länder Russland und Serbien in eine diplomatische Krise geraten. Der serbische Präsident Aleksandar Vucic hat Russland vorgeworfen, gegen das eigene Land zu spionieren. "Deshalb frage ich die russischen Freunde, fragte ich heute den (russischen) Botschafter (Alexander) Bozan-Chartschenko: Warum?", erklärte Vucic am Donnerstagabend auf einer Pressekonferenz in Belgrad. "Ich kann in all dem keine Logik erblicken", fügte er hinzu.

Der serbische Präsident äußerte sich nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates. Den Rat hatte er einberufen, weil ein Video im Internet aufgetaucht war, das zeigt, wie ein russischer Diplomat in Belgrad einem mutmaßlichen serbischen Regierungsbeamten Geld in einem Plastikbeutel überreicht. Auch ist zu sehen, wie der Serbe das Geld in seinem Wagen auspackt und kurz durchzählt.

Vucic erklärte, dass es sich bei dem russischen Diplomaten um den früheren Vize-Militärattaché an der Belgrader Botschaft, Georgi Kleban, handle. Der Empfänger des Geldes auf einem Parkplatz im Belgrader Vorort sei ein pensionierter Oberstleutnant der serbischen Armee. Von ihm nannte Vucic nur die Initialen. Der Vorfall soll sich im Dezember des Vorjahres ereignet haben. Kleban halte sich nicht mehr in Serbien auf.

Die anonym geposteten Videoaufnahmen seien nicht von serbischen Stellen aufgezeichnet worden, doch hätten diese davon gewusst, sagte Vucic. Der bulgarische Investigativ-Journalist Hristo Grosew hatte Kleban auf dem Video bereits am Mittwoch identifiziert und ihn dem russischen Militärgeheimdienst GRU zugeordnet.

Enttäuschung war dem serbischen Präsidenten anzusehen

Wie Vucic weiter ausführte, hätten die serbischen Geheimdienste Kenntnis von zehn Treffen Klebans mit drei serbischen Kontaktpersonen, bei denen es drei Geldübergaben gegeben habe. Insgesamt seien die Geheimdienste etlicher großer Staaten, aber auch die von Nachbarländern auf dem Territorium Serbiens äußerst aktiv.

Die Aktivitäten des russischen Diplomaten seien in diesem Zusammenhang zu betrachten. Trotzdem sei er sich sicher, fügte Vucic hinzu, dass der russische Präsident Wladimir Putin über die Vorgänge um Kleban nicht informiert gewesen sei. Er werde Putin nie vergessen, was er auf der internationalen Bühne für Serbien getan habe. Vucic soll am 4. Dezember Putin in Moskau treffen.

Dennoch verbarg der serbische Präsident während der Pressekonferenz seine Enttäuschung nicht. "Serbien ist das einzige Land, das keine Sanktionen gegen Russland verhängt hat, nie gegen Russland gestimmt hat, nie etwas getan hat, um die Freundschaft mit Russland zu trüben", sagte er sichtlich bewegt.

In Moskau war man bereits Stunden zuvor um Beruhigung bemüht. "Wir sind sicher, dass die Beziehung derart stabil und brüderlich sind, dass sie durch nichts erschüttert werden können", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Tass zufolge und ergänzte: "Wir haben keine Ahnung, worum es da geht bei dem Zwischenfall. Das muss erst noch geklärt werden."

Moskau unterstützt Belgrad bei den Bemühungen, die internationale Anerkennung der früher serbischen Provinz Kosovo zu erschweren. So verhindert die östliche Vetomacht im Uno-Sicherheitsrat, dass das fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo in die Vereinten Nationen aufgenommen werden kann. Deutschland hat das seit 2008 unabhängige Balkanland anerkannt.

spiegel


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