Speichern E-Scooter Bewegungsprofile?

  26 November 2019    Gelesen: 1136
Speichern E-Scooter Bewegungsprofile?

Seit ihrer Einführung hat sich die Freude an Elektro-Tretrollern getrübt: Unfälle, Rücksichtslosigkeiten oder wildes Parken bringen die hippen Leihfahrzeuge in Verruf. Nun melden auch Datenschützer Bedenken an. Die Anbieter saugen Experten zufolge viel mehr Daten ab, als die Nutzer sich träumen lassen.

Elektro-Tretroller sind Datenkraken, die systematisch Bewegungsprofile speichern können: Laut einem Bericht der Zeitungen der Funke Mediengruppe warnen Datenschützer davor, dass Verleiher von Elektro-Scootern die Daten ihrer Nutzer nicht verschlüsseln, obwohl das technisch einfach möglich wäre. "Sharing-Anbieter wie E-Roller-Verleiher wollen Profile erstellen, damit sie Zugang zum Datenmarkt haben - entweder, um personalisierter werben zu können oder um die Daten zu verkaufen", sagte Thorsten Strufe, Lehrstuhlinhaber für Datenschutz und Datensicherheit der Technischen Universität Dresden den Funke-Zeitungen. Der Universitätsprofessor erläuterte, dass die Industrie keinerlei Interesse daran zeige, die Daten so zu verschlüsseln, dass sie nicht mehr zu personalisieren seien.

Auch der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, Johannes Caspar, zeigte sich demnach besorgt über die Datensicherheit der Elektro-Tretroller. Viele Nutzer hätten nur unzureichende Kenntnis darüber, "welche Daten zu welchen Zwecken von den jeweiligen Anbietern erhoben und genutzt werden", sagte er dem Bericht zufolge. Die neue Form urbaner Mobilität erfolge "unter einem erheblichen Einsatz der persönlichen Daten von Nutzern", warnte Caspar. Daten, die anfallen würden, seien unter anderem Kontakt- und Kontendaten. Außerdem entstünden durch die Nutzung Standortdaten, die den gesamten Fahrverlauf umfassen, erklärte der Hamburgische Datenschutzbeauftragte. Solche Daten seien nicht nur für die Verleiher selbst interessant, sondern auch "für Geschäftspartner, Werbetreibende und lokale Anbieter", zitierten die Funke-Zeitungen den Experten weiter.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) äußerte sich ebenfalls kritisch über die hippen neuen Mietroller. Kerstin Hoppe, vzbv-Referentin für Rechtsdurchsetzung, monierte die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der E-Scooter-Verleiher. "Laut den AGBs verpflichten sich die Nutzer, ihre Daten aktuell zu halten. Teilweise gibt es dazu sehr lange Vertragslaufzeiten, die bis zu zehn Jahre gehen können", sagte Hoppe den Funke-Zeitungen. Eigentlich müssten Daten gelöscht werden, wenn der Vertrag beendet sei - also nach der jeweiligen Fahrt eines Nutzers.

Auf eine Anfrage der Funke-Zeitungen bei einzelnen Verleihern verneinten die Anbieter zumindest einen Weiterverkauf der Daten. "Um es klar zu sagen: Circ verkauft keine Daten", teilte das Berliner Start-Up Circ demnach mit. Julian Blessin, Gründer des Anbieters Tier, sagte laut dem Bericht: "Der Schutz von Nutzerdaten hat für uns oberste Priorität." Internetbasierte Werbung würde nicht geschaltet werden, "personenbezogene Daten" seien Tier "heilig". Auch Bird plane keine optimierte Werbung, teilte das US-Unternehmen den Funke-Zeitungen mit.

Quelle: n-tv.de


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