UN-Soldaten gaben Siebenjähriger Kekse für Sex

  07 Februar 2016    Gelesen: 894
UN-Soldaten gaben Siebenjähriger Kekse für Sex
Gegen die UN-Mission in der Zentralafrikanischen Republik gibt es schwere Vorwürfe. Soldaten sollen sich an Kindern und Frauen vergangen haben. Die Glaubwürdigkeit der Blauhelme ist weltweit gefährdet.
Die 14-Jährige ging an der ungeteerten Landebahn des Flughafens von Bambari vorbei, ein paar Meter weiter standen Soldaten. Plötzlich griff einer nach ihrem Arm und hielt sie fest, während ihr der andere die Kleidung vom Leib riss. Während der Vergewaltigung schrie das Mädchen um Hilfe – vergeblich.

Die Schilderung vom vergangenen Dezember stammt aus einem aktuellen Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) über sexuelle Übergriffe von UN-Friedenstruppen in der Zentralafrikanischen Republik. Zwischen Oktober und Dezember 2015 habe es mindestens sieben weitere Fälle gegeben. "In einem Land, in dem die Bevölkerung regelmäßig Opfer von bewaffneten Gruppen wird, sollten Friedenstruppen Beschützer und nicht Aggressoren sein", sagte die HRW-Mitarbeiterin Hillary Margolis.

Für die Vereinten Nationen wird der Einsatz in der Zentralafrikanischen Republik unter dem Missionsnamen "Minusca" damit immer mehr zum Desaster. Ein UN-Sprecher bezeichnete die Übergriffe als "zügellos", gegen Soldaten aus zehn verschiedenen Ländern gebe es Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs. "Minusca" halte nun den traurigen Rekord der meisten sexuellen Missbrauchsfälle unter allen 16 UN-Einsätzen.

Erschreckende Berichte der Opfer

Ein Mädchen sagte gegenüber UN-Mitarbeitern aus, dass sie im Jahr 2014 im Alter von sieben Jahren sexuelle Handlungen an französischen Soldaten der europäischen EUFOR-Truppen vorgenommen habe. "Dafür gab es eine Flasche Wasser und ein Päckchen Kekse", teilten die UN mit. Auch gegen Soldaten aus Georgien, Marokko, dem Niger, Bangladesch und dem Senegal gibt es entsprechende Ermittlungen.

Die nun veröffentlichten Berichte der Opfer sind erschreckend. Im November wurde ein 14 Jahre altes Mädchen von zwei Männern in eine Wiese gezerrt. Auch hier hielt ein Mann das Opfer fest, während sich ein anderer an ihr verging. Im gleichen Monat ging ein uniformierter Mann auf eine 30-Jährige zu. "Wir werden Sex wie ein Mann und seine Ehefrau haben", sagte er ihr. Als sie sich wehrte, schlug er ihr ins Gesicht und vergewaltigte sie.

In den aktuellen Fällen wurden ausschließlich Soldaten des Kongos und der Republik Kongo belastet. Die UN hatten erst vor zwei Monaten ein unabhängiges Gremium zur Aufklärung und Vermeidung derartiger Verbrechen gegründet, nachdem französischen Soldaten die sexuelle Ausbeutung von Kindern vorgeworfen worden war. Hochrangige UN-Mitarbeiter gaben sich am Donnerstag entschlossen und teilten mit, dass die 120 Soldaten der Republik Kongo baldmöglichst abgezogen würden. Bis dahin dürften sie ihre Baracken nicht verlassen. Was mit den 800 Soldaten aus dem Kongo in der Gegend passiert, ist noch unklar.

Missbrauch gefährdet Zukunft der Friedensmissionen

Erschreckend wirkt derweil, dass die vereinten Nationen bei vorangegangenen Fällen auf die Implementierung effektiver Maßnahmen verzichteten. Der hochrangigste UN-Repräsentant wurde wegen der mangelnden Reaktion auf anhaltende Vergewaltigungsvorwürfe gegen die Truppen im August 2015 gefeuert. Doch von den angeklagten Soldaten wurde bislang erst einer verurteilt. Von den acht aktuellen Opfern wurde nur eines psychologisch behandelt. Im Dezember hatte die UN ihr Scheitern eingestanden. Die Reaktion auf die Vorwürfe sei "fragmentiert und bürokratisch" gewesen, heißt es in einem Untersuchungsbericht, in dem "das Fehlen konkreter Maßnahmen" kritisiert wurde. Die "Glaubwürdigkeit und Zukunft der Friedensmissionen" seien insgesamt gefährdet.

In der Zentralafrikanischen Republik haben die Verbrechen der Soldaten indirekt weitreichende Auswirkungen. Frankreich hat sein Kontingent bereits von 2000 auf 900 Soldaten reduziert. Ende des Jahres sollen nur noch 300 im Land bleiben, so viele wie vor Beginn des Bürgerkrieges im Jahr 2013. Doch von Frieden kann keine Rede sein, das derzeit 11.000 Soldaten fassende "Minusca"-Kontingent wird dringend benötigt. 450.000 Menschen sind aus dem Land geflüchtet, darunter große Teile der muslimischen Bevölkerung. Ähnlich viele befinden sich in Flüchtlingslagern in der Zentralafrikanischen Republik.

Ende des vergangenen Jahres stieg die Zahl der teilweise tödlichen Unruhen wieder, in den vergangenen Tagen demonstrierten zudem Tausende für die Annullierung der Präsidentschaftswahlen im Dezember wegen vermeintlicher Manipulationen. Noch im Februar soll es Stichwahlen zwischen dem ehemaligen Premierminister Anicet-Georges Dologuélé und dem Mathematik-Professor Faustin Archange Touadéra geben. Der Übergangspräsidentin Catherine Samba-Panza war es nicht gelungen, die rivalisierenden bewaffneten Gruppen des Landes zu nachhaltigen Verhandlungen zu bewegen. Der Einfluss des Staates endet weitgehend hinter den Grenzen der Hauptstadt Bangui.

Quell e- welt.de


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