Am Freitag kehrte der Terror in die britische Hauptstadt zurück, und erneut wurde die London Bridge zum Schauplatz eines blutigen Angriffs. Fünf Menschen wurden durch eine Messerattacke im Zentrum der Metropole verletzt. Zwei der Opfer starben später im Krankenhaus, wie die Polizei mitteilte. Scotland Yard stufte den Angriff als Terroranschlag ein.
Der mutmaßliche Angreifer trug laut den Sicherheitsbehörden eine Bombenattrappe bei sich und wurde noch am Tatort erschossen. Details zum Täter und seinem Motiv gab die Polizei zunächst nicht bekannt.
Nach Berichten der "Times" sowie der britischen Nachrichtenagentur Press Association unter Berufung auf Sicherheitskreise soll der mutmaßliche Täter Verbindungen zu "islamistischen terroristischen Vereinigungen" gehabt haben. Laut "Times" war der Mann vor etwa einem Jahr aus dem Gefängnis entlassen worden, nachdem er zugestimmt hatte, eine elektronische Fessel zu tragen. Die Zeitung beruft sich auf ungenannte Quellen aus der Regierung.
Der Tatverdächtige wurde nach Angaben der Polizei von einer Spezialeinheit erschossen."Wir gehen davon aus, dass es sich bei einem Gegenstand, der um seinen Körper geschnallt war, um eine Sprengstoffattrappe handelte", sagte ein Polizeisprecher.
In einem Amateurvideo ist zu sehen, wie der schwarz gekleidete Angreifer von Polizisten und Passanten niedergerungen wird. Kurz darauf soll mindestens ein Schuss zu hören gewesen sein. "Das war, als ob ein Böller losgeht. Ob der Schuss von der Polizei kam oder von jemand anderes, wusste ich in dem Moment nicht", sagte ein Augenzeuge. Er habe auf dem Boden gelegen und versucht, nicht in Gefahr zu geraten.
Reiseleiter Stevie Hurst gehörte zu den Passanten, die den Angreifer stoppten. Er habe gesehen, wie der Mann am Boden festgehalten werde, sagte er dem britischen Rundfunksender BBC: "Wir sahen, dass das Messer noch in seiner Hand war. Ich habe versucht, ihm gegen den Kopf zu treten. Wir haben alles versucht, was wir konnten, um das Messer aus seiner Hand zu entfernen, damit er niemandem mehr etwas antun kann." Die Leute um ihn herum seien "absolut unglaublich" gewesen, so Hurst: "Helden jenseits des Glaubens."
Der Tatort wurde sofort nach dem Angriff weiträumig gesperrt. Die Polizei forderte die Menschen auf den Straßen und in den umliegenden Gebäuden auf, ihren Anweisungen zu folgen. Schwer bewaffnete Einheiten durchkämmten das Viertel.
Die Helfer, die sich dem mutmaßlichen Angreifer entgegenstellten, werden auf Twitter von vielen Usern als "Helden" gefeiert. Auch Großbritanniens Premierminister Boris Johnson dankte den Einsatzkräften und den Passanten, "die eingriffen, um das Leben anderer zu schützen." Sie hätten "außergewöhnlichen Mut" bewiesen.
In einer ersten Reaktion hatte der Premierminister erklärt, seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Familien. Es handele sich um einen schrecklichen Vorfall. Später sagte Johnson auf einer Pressekonferenz in der Downing Street, die Ermittlungen seien in vollem Gange: "Jeder, der an diesem Verbrechen und diesen Angriffen beteiligt ist, wird gejagt und vor Gericht gestellt." Das Vereinigte Königreich werde "durch diese Art von Angriff niemals eingeschüchtert oder gespalten", so der Regierungschef. Am Abend leitete er ein Krisentreffen der Regierung.
Auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan lobte den Mut der Helfer: "Was bemerkenswert ist an den Bildern, die wir gesehen haben, ist die atemberaubende Heldenhaftigkeit von Passanten, die buchstäblich der Gefahr entgegengerannt sind." Die Menschen hätten ihre eigene Sicherheit riskiert. "Sie sind die Besten von uns", sagte Khan.
Der Londoner Bürgermeister sagte zudem laut dem "Guardian", es würden keine weiteren Verdächtigen gesucht. Man gehe davon aus, dass der Mann allein gehandelt habe. Die Polizei rief dazu auf, Fotos oder Videos vom Tatort einzureichen, um die Ermittlungen zu beschleunigen.
Der britische Oppositionsführer Jeremy Corbyn schrieb in einem Statement, er sei im Herzen bei den Opfern des schrecklichen Angriffs: "Wir müssen vereint bleiben und wir dürfen nicht zulassen, dass unser demokratischer Prozess durch Terrorakte zunichte gemacht wird." Der Labour-Politiker kündigte an, seine Partei werde ihre Wahlkampagne am Abend in London aussetzen, um den Opfern Respekt zu zollen. Auch Johnsons Tories gingen davon aus, dass ihr Wahlkampf vorläufig ausgesetzt werde. Auf Twitter dankte Corbyn außerdem den Einsatzkräften.
spiegel
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