Russland steht offiziell unter Mordverdacht

  04 Dezember 2019    Gelesen: 646
  Russland steht offiziell unter Mordverdacht

Der Mord an einem Tschetschenen am hellichten Tag in Berlin wird zur schweren Belastung für die deutsch-russischen Beziehungen. Der Generalbundesanwalt vermutet staatliche Stellen Russlands hinter der Tat. Die Bundesregierung verweist deshalb zwei russische Diplomaten des Landes.

Der Generalbundesanwalt übernimmt die Ermittlungen zu dem mutmaßlichen Auftragsmord an einem Georgier in Berlin. Die Bundesanwaltschaft verfolgt den Anfangsverdacht, dass staatliche Stellen in Russland oder der autonomen Republik Tschetschenien dahinterstecken, wie die Behörde in Karlsruhe mitteilte. Zudem weist die Bundesregierung zwei russische Diplomaten aus. Sie seien mit sofortiger Wirkung zu unerwünschten Personen erklärt worden, teilte das Auswärtige Amt mit. Mit diesem Schritt reagiere die Bundesregierung darauf, dass die russischen Behörden "trotz wiederholter hochrangiger und nachdrücklicher Aufforderungen nicht hinreichend bei der Aufklärung des Mordes" mitgewirkt hätten, erklärte das Ministerium.

Die russische Regierung wies jedwede mögliche Verwicklungen in den Mord als absurd zurück. "Es gibt überhaupt keinen ernstzunehmenden Verdacht, und den kann es auch nicht geben", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Sotschi. Die Vermutung, es könne eine Verbindung zu den russischen Behörden geben, sei absolut unbegründet. Dies werde lediglich von deutschen Medien hochgespielt. "Das heißt aber nicht, dass es wirklich so ist", sagte Peskow russischen Agenturen zufolge.

Bisher hatte die Berliner Generalstaatsanwaltschaft die Ermittlungen geführt. Wegen einer möglichen Verstrickung Russlands hatte es früh Forderungen nach einer Einschaltung des Generalbundesanwalts gegeben. Die Erkenntnisse der Ermittler hatten für eine Übernahme des Falls aber nicht ausgereicht. Die Bundesanwaltschaft ist nur zuständig, wenn es zumindest einen Anfangsverdacht gibt, dass der Geheimdienst eines ausländischen Staates hinter einer Tat stehen könnte.

Ein 40-jähriger Tschetschene mit georgischer Staatsbürgerschaft war vor gut drei Monaten im Kleinen Tiergarten erschossen worden. Ein Tatverdächtiger mit einem russischen Pass sitzt in Untersuchungshaft.

Peskow erinnert an Ukraine-Gipfel


Der in Untersuchungshaft sitzende Verdächtige habe als mutmaßlicher Mörder eines russischen Geschäftsmanns im Jahr 2013 identifiziert werden können, hatte am Dienstag der "Spiegel" berichtet.Behörden sollen demnach eine Strafe für die damalige Tat verhindert haben. Die Herkunft seines falschen Passes führe ebenfalls zu staatlichen Stellen, hieß es weiter. Die Identität des Verdächtigen, der seit seiner Festnahme schwieg, ließ sich monatelang nicht klären. Bekannt wurde, dass er mit einem russischen Pass unterwegs war, nach dem er 49 Jahre alt sein soll.

Der Mann aus Tschetschenien war in einem kleinen Park in Berlin-Moabit von hinten erschossen worden. Sein Mörder hatte sich ihm auf einem Fahrrad genähert und auf Rücken und Kopf gezielt. Das Opfer soll im Tschetschenienkrieg eine Einheit gegen die russische Armee kommandiert und aus Angst vor russischen Racheakten Asyl in Deutschland gesucht haben.

Peskow betonte, dass die Entwicklung in dem Mordfall den Ukraine-Gipfel in Paris am Montag zur Lösung des Konflikts im Donbass nicht überschatten solle. An dem Treffen werden auch Kremlchef Wladimir Putin und Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnehmen. Berichten zufolge sähe sich die Bundesregierung zu einer entschiedenen Reaktion gezwungen, sollte die Verantwortung Moskaus für den Mord einigermaßen gesichert sein.


Quelle: n-tv.de


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