Labour-Chef kündigt ein bisschen Rückzug an

  13 Dezember 2019    Gelesen: 849
Labour-Chef kündigt ein bisschen Rückzug an

Für die Sozialdemokraten wird die britische Unterhauswahl zur Schmach. Reihenweise muss die Labour-Partei lange von ihr gehaltene Wahlbezirke an die Tories abtreten. Parteichef Corbyn zieht noch vor dem endgültigen Wahlergebnis die Reißleine.

Labour-Chef Jeremy Corbyn hat als Konsequenz aus dem schlechten Abschneiden seiner Partei bei der Parlamentswahl in Großbritannien erste Konsequenzen gezogen. Er werde die Partei nicht mehr in einen weiteren Wahlkampf führen, sagte er in London. Es sei jedoch nach der Niederlage ein Reflektionsprozess für die Partei notwendig, den er als Parteichef begleiten wolle.

Corbyns oppositionelle Sozialdemokraten verfehlten ihr Wahlziel den Berechnungen britischer Fernsehsender zufolge deutlich. Labour fuhr mit einer unentschiedenen Haltung zum Brexit eines der schlechtesten Ergebnisse der jüngeren Geschichte ein und verlor die vierte Parlamentswahl in Folge gegen die Konservativen. Nach einer Berechnung der britischen BBC auf der Grundlage von Nachwahlbefragungen und bereits ausgezählten Wahlkreisergebnissen kommt Labour auf 201 Sitze im neuen Unterhaus - rund 60 weniger als noch 2017.

Jahrzehntelang von Labour gehaltene Wahlkreise, etwa im walisischen Wrexham oder im nordenglischen Blyth Valley, gingen den Sozialdemokraten verloren und wanderten zu den Tories. Der 70 Jahre alte Corbyn hatte bis zuletzt keine klare Haltung zum Brexit eingenommen. Er hatte den Wählern angeboten, das von Premierminister Boris Johnson mit der EU geschnürte Brexit-Paket noch einmal neu zu verhandeln. Das Ergebnis sollte dann in einem neuen Referendum dem Volk zur Abstimmung vorgelegt werden.

Im eigenen Wahlkreis ungeschlagen

Seinen eigenen Londoner Wahlkreis Islington Nord holte Corbyn allerdings souverän und zum zehnten Mal in Folge. Ein schwacher Trost angesichts der Niederlage als Parteichef: "Dies ist offensichtlich ein sehr enttäuschender Abend für die Labour-Partei". Die von Labour in den Vordergrund gerückten Themen wie soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit blieben unter Premierminister Johnson mit Sicherheit aktuell, sagte Corbyn.

Im Wahlkampf hatte Corbyn vor allem auf Themen wie Gesundheitsversorgung gesetzt - konnte damit aber nicht punkten. Die Brexit-Debatte habe alles überschattet, bekannte Corbyn. Er hatte nach der Wahlniederlage Ed Milibands und einem anschließenden Flügelstreit im Jahr 2015 den Labour-Vorsitz übernommen und die Partei anschließend stark nach links ausgerichtet. Er galt von Anfang an als umstritten. Unter anderem wurde ihm vorgeworfen, antisemitische Tendenzen in der Labour-Partei nicht entschieden genug bekämpft zu haben. Auch gegen ihn selbst gab es Antisemitismusvorwürfe, vor allem wegen seiner als einseitig wahrgenommenen Unterstützung palästinensischer Interessen im Nahostkonflikt.

Quelle: n-tv.de


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