Der Containerriese ist wieder frei
Tagelange Vorbereitungen
Somit war der dritte Versuch, das havarierte Schiff zu bergen, erfolgreich. Begünstigt wurde die Aktion durch die Springtide in der Nacht. Dazu kam der kräftige südwestliche Wind über der Nordsee. Dadurch war das Hochwasser in dieser Neumondnacht um gut 1,20 Meter höher als normal. Der Abschnitt der Elbe wurde für die Dauer des Manövers gesperrt. Für die erfolgreiche Bergung waren tagelange Vorbereitungen nötig gewesen. Am Montag hatte das Havariekommando bekannt gegeben, dass der Containerfrachter durch Abpumpen sämtlicher Betriebsstoffe und Ballastwasser um insgesamt 6.500 Tonnen leichter gemacht wurde. Zusätzlich trugen Bagger vor allem an der gesamten Steuerbordseite der "Indian Ocean", dem Heck und im Bugbereich rund 45.000 Kubikmeter Erdboden ab.
"Wetter und Wasser spielen uns in die Hände"
Die Reederei China Shipping hatte sich am Montag "sehr zuversichtlich" gezeigt, dass das Freischleppen in der Nacht zu Dienstag gelingen wird. "Das Wetter und das Wasser spielen uns in die Hände", sagte ein Reederei-Sprecher in Hamburg am Montag. Experten waren davon ausgegangen, dass die Berger nur noch den einen Versuch haben, den Containerfrachter zu befreien. In den kommenden Tagen wird das Hochwasser nicht mehr so hoch auflaufen, außerdem sind mehrere Stürme im Anmarsch. Wäre der Versuch in der Nacht misslungen, hätte der Containerfrachter wohl noch Wochen auf der Elbe liegen müssen.
Ersatzteil liegt schon bereit
Die Reederei teilte mit, dass an der Ruderanlage ein elektronisches Teil ausgefallen war. Das Ersatzteil liege bereits bereit und könne schnell eingebaut werden, sobald das Schiff den Hamburger Hafen erreicht hat. "Wir gehen davon aus, dass die `Indian Ocean` am Freitag mit dem ersten Hochwasser wieder auslaufen kann", sagte der Reederei-Sprecher. Mögliche weitere Reparaturen sollen dann auf einer Werft in Fernost erfolgen. Der Fahrplan sei durch den tagelangen Ausfall des Frachters "völlig durcheinander". Derzeit versucht die Reederei, dringende Ware, die den Hamburger Hafen mit der "Indian Ocean" eigentlich schon längst hätte verlassen sollen, auf andere Schiffe von Partner-Reedereien umzulenken.
Die Crew ist weiter an Bord
An Bord des havarierten Containerriesen befinden sich nach Angaben der Reederei 6.614 Container, 3.017 davon sollen in Hamburg gelöscht werden. Für insgesamt 22 Boxen sei in den Listen Gefahrgut aufgeführt. "Darunter ist aber kein Sprengstoff oder Feuerwerk, wie das manchmal bei Fahrten aus China der Fall ist", teilte der Reederei-Sprecher mit. Vielmehr handele es sich um Treibstoff oder Batterien. Der größte Teil der Waren seien Textilien aus China, Schuhe und Autoteile. In 19 Containern werde Kühlware transportiert. Dies sei aber kein Problem, da die Ware an Bord weiter gekühlt werde. "Die Crew an Bord kontrolliert dies regelmäßig", so der Sprecher. Alle 24 Crewmitglieder aus China sind weiter an Bord. Sie dürften das Schiff ohne Visum auch nicht ohne Weiteres verlassen.