Merkel habe ihn im November 2014 kurz nach seiner Rede vor dem EU-Parlament in Straßburg angerufen, sagte Franziskus weiter: "Sie fragte mich, ob ich wirklich denke, dass Europa keine Kinder mehr bekommen könne." Er habe ihr geantwortet, das sei immer noch möglich, weil Europa "starke und tiefe Wurzeln habe". Denn es habe "eine einzigartige Geschichte" und verkörpere eine große Kultur und Tradition. Gerade in den "dunkelsten Momenten" habe Europa zudem "immer ungeahnte Ressourcen gezeigt", so der Papst.
Sein Blick auf den alten Kontinent sei keineswegs pessimistisch, sagte betonte Franziskus – auch mit Blick auf den Karlspreis, den er am 6. Mai in Rom entgegennehmen wird. Dabei werde er sicher eine Rede voll "großer Zuneigung" halten. In Straßburg habe er ja neben manch kritischem Wort auch betont, dass ein Europa mit seinen religiösen Wurzeln, seinem Reichtum und seinem Potenzial auch leichter immun sein könne gegen die vielen Extreme, die in der heutigen Welt weit verbreitet sind.
In einer politischen Rede hatte Franziskus in Straßburg ein ungeschminktes Bild eines Europa gezeichnet, das dabei sei, seine Vision und seine Identität zu verlieren: "In vielen Bereichen haben wir heute den Eindruck von Verzagtheit und Alterung, von einem Europa, das wie eine `Großmutter` wirkt, nicht länger fruchtbar und vital." Ein vergreisender Kontinent scheine sein Selbstbewusstsein und seinen Optimismus verloren zu haben, je mehr sich sein fortschreitender Machtverlust in der globalisierten Welt abzeichne. Die Bürger verlören zudem in der wirtschaftlichen Krise das Vertrauen in die EU-Institutionen. Dabei, so Franziskus damals, bleibe die europäische Einigung ein großartiges Projekt des Friedens und der Solidarität.
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