Staatspräsident Ajatollah Ali Khamenei hat angeordnet, den Abschuss eines ukrainischen Flugzeugs nahe Teheran öffentlich einzuräumen. Das berichtet die halbstaatliche Nachrichtenagentur Fars. Demnach wurde der religiöse und politische Führer des Iran am Freitag informiert. Nach einem Treffen des Nationalen Sicherheitsrats habe er gesagt, die Angabe solle öffentlich gemacht werden.
Das Militär hatte nach zahlreichen Dementis eingeräumt, die verunglückte Maschine zum Absturz gebracht zu haben. Sie war am Mittwoch kurz nach dem Start nahe Teheran abgestürzt, alle 176 Insassen starben.
Nach dem Eingeständnis forderte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Iran auf, die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen und Entschädigungen zu zahlen. "Der Morgen heute war nicht gut, aber zumindest brachte er die Wahrheit ans Licht", schrieb Selenskyj auf Facebook. Er erwarte ein volles Schuldeingeständnis und eine offizielle Entschuldigung über diplomatische Kanäle. Zudem sollten die Körper der Toten in ihre Heimatländer überstellt werden.
Der ukrainische Präsident betonte, dass er von Teheran eine "vollständige und offene Untersuchung" erwarte. "Wir hoffen, dass die Ermittlungen ohne vorsätzliche Verzögerungen und Hindernisse fortgesetzt werden", schrieb er. Die Experten aus der Ukraine sollten weiterhin vollen Zugang zu möglichem Beweismaterial erhalten.
"Menschliches Versagen"
In einer im Staatsfernsehen verlesenen Mitteilung des Militärs hatte es zuvor geheißen, der ukrainische Jet sei "aus Versehen" zum Absturz gebracht worden. Die Verantwortlichen innerhalb des Militärs würden zur Rechenschaft gezogen. Vor dem Abschuss hatte der Iran zwei von US-Soldaten genutzte Stützpunkte im Irak angegriffen.
Nach Angaben der iranischen Streitkräfte gab es an dem Unglückstag mehrere US-Drohungen, iranische Ziele anzugreifen. Daher habe im iranischen Militär "höchste Alarmbereitschaft" geherrscht. Nachdem sich die ukrainische Maschine dann einer "strategisch wichtigen Militäranlage" genähert habe, sei dies "versehentlich" als eine Drohung eingestuft und die Maschine abgeschossen worden. Es handle sich um "menschliches Versagen". Das Militär sprach den Familien der Opfer sein Mitleid aus und versprach, solch ein "Fehler" werde nicht mehr vorkommen.
Irans Präsident Hassan Rohani schrieb in einer ersten Reaktion auf Twitter, er bedauere den unbeabsichtigtem Abschuss der Maschine zutiefst. "Ein schrecklicher Fehler." Er sei in Gedanken bei den trauernden Angehörigen und bete für sie. Die Untersuchung zum Absturz werde fortgesetzt.
spiegel
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