Irans geistliches Oberhaupt Ajatollah Ali Khamenei hat eine wichtige religiöse Zeremonie in Teheran zu einer neuerlichen Verbalattacke gegen die USA und die europäischen Partner des Atomabkommens genutzt. Khamenei, der offiziell Imam von Teheran ist, leitete das Freitagsgebet in der Hauptstadt zum ersten Mal seit 2012. Tausende Gläubige wohnten der Zeremonie bei.
Der Westen sei zu schwach, „um die Iraner in die Knie zu zwingen“, sagte Khamenei. US-Präsident Donald Trump sei ein „Clown“, der Iran „einen giftigen Dolch“ in den Rücken rammen wolle. Die Anteilnahme bei der Beerdigung des von den USA getöteten iranischen Generals Qasem Soleimani habe gezeigt, dass die Iraner die Islamische Republik unterstützten.
Auch den Europäern sei im Zusammenhang mit dem Atomabkommen nicht zu trauen. Ihre Versuche, Iran unter Druck zu setzen, würden nicht funktionieren. Zuletzt hatten Deutschland, Frankreich und Großbritannien einen Mechanismus des Abkommens zur Streitschlichtung ausgelöst. Man habe "keine Angst vor diplomatischen Verhandlungen", sagte Khamenei - schloss die USA aber explizit aus.
Khamenei: Flugzeugabschuss durch Iran ein "schmerzlicher Unfall"
Nach dem Abschuss eines Passagierflugzeugs nahe Teheran durch das iranische Militär steht die politische und religiöse Führung des Landes auch innenpolitisch unter starkem Druck. Sie hatte erst nach tagelangen Dementis zugegeben, für den Abschuss verantwortlich zu sein, bei dem alle 176 Menschen an Bord ums Leben kamen. Ihr Umgang mit der Tragödie löste tagelange Proteste der Bevölkerung aus.
Der "Flugzeugabsturz" sei ein "schmerzlicher Unfall" gewesen und habe die Iraner erschüttert, sagte Khamenei. "Einige" Menschen versuchten jedoch, das Unglück so darzustellen, dass "das großartige Märtyrertum und die Aufopferung" Soleimanis in Vergessenheit gerate.
Auch im Vorfeld des Freitagsgebets waren zahlreiche Polizisten im Einsatz, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die iranischen Behörden hatten landesweit zu Kundgebungen im Anschluss an das Gebet aufgerufen, mit denen die Gläubigen ihre Unterstützung für die iranischen Streitkräfte und die Revolutionsgarden hervorheben sollten.
spiegel
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