Studie zeigt mangelnde Anstrengung im Kampf gegen resistente Keime

  22 Januar 2020    Gelesen: 696
Studie zeigt mangelnde Anstrengung im Kampf gegen resistente Keime

Die Bremsung der Übernutzung von antibiotischen Arzneien und die Entwicklung neuer Antibiotika sind für die Bekämpfung resistenter Keime entscheidend. Welche Erfolge daran die wichtigen Marktakteure erzielen, legt ein neuer Bericht der niederländischen Stiftung Access to Medicine Foundation offen.

Laut dem am Dienstag veröffentlichten Bericht „Antimicrobial Resistance Benchmark (AMR)“ macht die Pharmaindustrie nur schleppende Fortschritte bei der Entwicklung neuer Antibiotika und der Bekämpfung sogenannter „Superbugs“ – überresistenter Keime, gegen die keine bekannten Antibiotika helfen.

Obwohl es eine Gruppe von Unternehmen gebe, die in diesem Bereich erheblich vorgedrungen seien (darunter der deutsche Konzern Merck und die schweizerische Novartis), sei dies nicht genug, so der Bericht, um allumfassende Veränderungen im Kampf gegen Arzneimittelresistenz vorzubringen. So hat sich Novartis 2018 aus der Erforschung und Entwicklung neuer Antibiotika zurückgezogen. Wegen der geringen Rentabilität von speziellen Antibiotika sind immer weniger Pharmaunternehmen in diesem Forschungsgebiet tätig.

Analysiert wurden 30 Unternehmen, die einen großen Einfluss auf den Pharma-Markt haben – darunter internationale Pharmakonzerne, Biotechnologie-Firmen und Generikum-Hersteller. Darüber hinaus wurden die Dossiers der über 1500 heute auf dem Markt befindlichen antimikrobiellen und antimykotischen Medikamente und Impfstoffe untersucht.

In Indien liegt die Arzneimittelresistenz vieler weit verbreiteter Bakterien bereits bei über 70 Prozent, wie AMR feststellte. Schätzungen zufolge sterben alleine in den USA jährlich 35.900 Menschen wegen Resistenzen gegen Antibiotika und antimikrobielle Substanzen, die durch Pilze verursachte Erkrankungen bekämpfen. In der Europäischen Union und im europäischen Wirtschaftsraum machen diese Resistenzen mindestens 17 Prozent der Infektionen aus und führen zu 33.000 Todesfällen pro Jahr.

„Arzneimittelresistente Infektionen sind gegenwärtig eine der größten weltweiten Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit“, sagte Tim Jinks, Experte bei der Gesundheitsorganisation Wellcome Trust. „Das Tempo des Wandels entspricht nicht dem Ausmaß der Herausforderung.“

Die Direktorin der Access to Medicine Foundation, Jayasree Iyer, glaubt, der bestehende Fortschritt werde von einer zunehmenden Abhängigkeit von nur einer Handvoll Unternehmen überschattet. Das Engagement dieser Konzerne müsse aber nicht für selbstverständlich gehalten werden, warnt sie.

sputniknews


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