Mehr als die Hälfte der Kommunen des Bündnisses "Städte Sicherer Häfen" würde unbegleitete minderjährige Flüchtlinge von den griechischen Inseln direkt in Obhut nehmen. Das hat eine Anfrage des SPIEGEL bei allen 41 Mitgliedern der Initiative ergeben.
Auch weitere Kommunen, die nicht dem Bündnis angehören, wollen sich anschließen. Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert, der die Initiative koordiniert, schätzt, dass die deutschen Städte bereit wären, insgesamt 200 bis 250 Jungen und Mädchen aus dem Elend zu holen – wenn sie denn dürften.
Denn Städte können nicht auf eigene Faust Minderjährige aufnehmen, dafür müsste ein Bundes- oder Landesaufnahmeprogramm geschaffen werden.
Kinder und Jugendliche müssen keinen Asylantrag stellen, bis sie volljährig sind. Ihre Aufnahme wäre eine humanitäre Initiative auf Zeit – aber auch ein Alleingang Deutschlands im europäischen System. Und den will Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) vermeiden.
Aber auch wenn er ein Programm für die Städte auf den Weg bringen würde, wäre nur einem Bruchteil der mehr als 5000 Kinder und Jugendlichen geholfen, die ohne Eltern nach Griechenland gekommen sind und teilweise in den völlig überfüllten Lagern festsitzen.
Der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck hatte die Debatte um die Kinder auf den Inseln vor Weihnachten entfacht, weil er gefordert hatte, alle unbegleiteten Minderjährigen direkt nach Deutschland zu holen.
spiegel
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