Grüne bremsen Tempolimit-Alleingang aus

  05 Februar 2020    Gelesen: 947
Grüne bremsen Tempolimit-Alleingang aus

Vor einem Vierteljahr scheitern die Grünen im Bundestag mit ihrem Antrag, ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen einzuführen. Nun macht ein Abgeordneter mit der Idee von sich reden, Elektroautos Ausnahmen einzuräumen. Damit stößt er aber bereits in den eigenen Reihen auf vehementen Widerstand.

Einführung eines generellen Tempolimits auf Autobahnen, aber Ausnahmen für Elektroautos - mit diesem Vorstoß irritiert der Grünen-Politiker Dieter Janecek seine Fraktionskollegen. "Als Grüne sind wir für ein Tempolimit ohne Ausnahmen", erklärte Fraktionsvize Oliver Krischer. Während die CSU großes Interesse an ihrer Kampagne gegen eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung meldet, startet die Deutsche Umwelthilfe (DUH) eine Gegenaktion.

Der Grünen-Digitalexperte Janecek hatte der "Augsburger Allgemeinen" gesagt, beim Tempolimit müsse über Tageszeiten, intelligente Steuerung und Auswirkungen auf das Klima diskutiert werden. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung sei "vor allem zu Tageszeiten mit hoher Verkehrsdichte zwingend", da es nachweislich die Verkehrssicherheit verbessere und klimaschädliches Benzin spare.


"Warum aber in Zukunft nicht darüber nachdenken, zum Beispiel zu Nachtzeiten mit wenig Verkehr Ausnahmen zu gewähren für klimafreundliche Fortbewegungsmittel wie E-Autos, die mit erneuerbarem Überschussstrom fahren", fügte Janecek hinzu. Hundert Prozent Erneuerbare Energien als Antriebsquelle ermöglichten in Verbindung mit Digitalisierung und Autonomem Fahren "ganz neue Möglichkeiten" einer klimagerechten und komfortablen Mobilität.

Widerspruch kam gleich von mehreren Fraktionskollegen Janeceks. Krischer erklärte, "egal ob Verbrenner, Stromer oder Wasserstoffauto - eine Höchstgeschwindigkeit sollte aus Sicherheitsgründen für alle gelten". Vorteile für umweltfreundliche Autos seien beim Parkraum oder bei der Kfz-Steuer sinnvoller.

Zuspruch für CSU-Kampagne, DUH hält dagegen

Der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Stephan Kühn, sagte der "Bild"-Zeitung, von Autos mit Verbrennungs- und mit Elektromotor, gehe die gleiche Unfallgefahr aus, "wenn damit auf Autobahnen gerast wird". Somit könne im Interesse der Verkehrssicherheit beim Tempolimit "kein Unterschied gemacht werden".

Auch der Grünen-Abgeordnete Stefan Gelbhaar sagte der Zeitung, es gehe beim Tempolimit "zuvorderst um Verkehrssicherheit". Höhere Geschwindigkeiten führten zu mehr und vor allem deutlich schwereren Unfällen, "egal welcher Motor unter der Haube ist".

Die Frage nach einem Tempolimit sorgt in Deutschland seit geraumer Zeit für hitzige Debatten. Am Wochenende wurde eine Internetkampagne der CSU unter dem Motto "Tempolimit? Nein Danke!" bekannt. Nun meldet die Partei großes Interesse: Bis Montag hätten sich mehr als 62.000 Unterstützer auf der Kampagnenseite registriert, sagte Generalsekretär Markus Blume der "Augsburger Allgemeinen".

Die DUH startete nun eine Gegenaktion. Auch für die Kampagne "Tempolimit Jetzt!" können sich interessierte Bürger im Internet registrieren und so "für ein Ende der klimaschädlichen und gefährlichen Raserei auf deutschen Autobahnen" plädieren, wie die DUH formulierte. Sie fordert nach eigenen Angaben bereits seit den 1990er Jahren aus Klimaschutzgründen ein generelles Tempolimit von 120 Stundenkilometern.

ntv


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