Entscheidung im Machtkampf bei der Schweizer Großbank Credit Suisse: Der seit Mitte 2015 amtierende Konzernchef Tidjane Thiam tritt zum 14. Februar zurück, teilte Credit Suisse mit. Er hatte wegen einer bankinternen Spitzel-Affäre unter Druck gestanden. Nachfolger wird Thomas Gottstein, der bisher die Geschäfte der Bank in der Schweiz leitet.
Der Auslöser: Zwei führende Manager waren auf Anweisung aus der Konzernspitze beschattet worden. Der scheidende Bankchef hatte damit zwar persönlich nichts zu tun, wie die Untersuchung durch eine Anwaltskanzlei ergab, verliert nun aber trotzdem seinen Job.
Verwaltungsratschef setzt sich durch
Damit hat sich der ebenfalls unter Druck geratene Chef des Verwaltungsrats, Urs Rohner, durchgesetzt. Das von Rohner geleitete Aufsichtsgremium stützte seinen umstrittenen Vorsitzenden: Rohner habe den Verwaltungsrat während dieser turbulenten Zeit "in anerkennenswerter Weise" geführt. Das Aufsichtsgremium sprach zudem dem Verwaltungsratspräsidenten das volle Vertrauen aus - und erwartet, dass Rohner sein Amt bis April 2021 ausübt.
Mitte der Woche hatten sich noch zwei Großaktionäre für Thiam stark gemacht. Sie hatten Rohner aufgefordert, Thiam in dem Skandal um die Überwachung von Spitzenbankern öffentlich zu unterstützen - oder selbst sein Amt niederzulegen.
David Herro von Harris Associates - einem der größten Credit-Suisse-Anteilseigner - hatte dem Verwaltungsratschef in einem Interview mit der Nachrichten-Website "The Market" vorgeworfen, er wolle Thiam vom Posten des Bankchefs entfernen. In einem Interview mit "Bloomberg TV" hatte Herro noch schärfer formuliert: Es sehe nach einem abgestimmten Versuch aus, Thiam etwas anzuhängen. Beweggründe vermutete er im Neid möglicher Rivalen.
Großaktionäre unterstützten Thiam
Auch der Großaktionär Silchester International Investors, der nach eigenen Angaben etwas mehr als drei Prozent der Credit-Suisse-Anteile hält, hatte Thiam halten wollen. Rohner solle seinen Posten vor Vertragsende verlassen, wenn er Thiam nicht unterstütze.
Die zwei Beschattungs-Fälle hatten internationale Schlagzeilen gemacht: Zuerst war bekannt geworden, dass der Vermögensverwalter Iqbal Khan beschattet worden war. Später hatte die Bank dann noch eingeräumt, dass auch der ehemalige Personalchef im Auftrag eines Vorstandskollegen überwacht worden war.
Thiam betonte im Zuge seines Rückzugs, dass er keinerlei Kenntnis von der Beschattung hatte. "Zweifellos hat dies der Credit Suisse geschadet und zu Verunsicherung und Leid geführt. Ich bedauere das Vorgefallene, und es hätte nie passieren dürfen."
Thiams Nachfolger Gottstein muss nun versuchen, den Schaden zu begrenzen. Gottstein kennt seine Bank jedenfalls bestens: Er ist seit mehr als 20 Jahren bei der Credit Suisse.
spiegel
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