Sergei Beloussow ist ein Geschäftsmann aus Singapur mit russischen Wurzeln, der gerade dabei ist, eine private Universität in der Schweiz zu errichten. Der erfahrene Unternehmer hatte bereits vor 20 Jahren seine erste Firma gegründet. Beloussow hat mehrere dutzende Unternehmen gegründet, viele davon hat er wieder verkauft. Die Schweizer Zeitschrift „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) berichtet, dass sein Vermögen momentan auf 600 Millionen Dollar geschätzt wird. Als CEO der IT-Sicherheitsfirma „Acronis“ hat er 2018 eine andere Richtung eingeschlagen: Er gründete das Schaffhausen Institute of Technology (SIT).
Noch gäbe es kein Gebäude der SIT in Schaffhausen selbst. Die bisher elf Immatrikulierten studieren in Nebengebäude der Partneruniversitäten Carnegie Mellon in Pittsburgh oder an der National University of Singapore. Auch zwei Dozenten sollen bereits zugesagt haben. Diese Zahlen sollen alle stark wachsen in den nächsten Jahren: Die Kapazität soll 2500 Studenten umfassen, die von renommierten Dozenten und Nobelpreisträger unterrichtet werden sollen. Allerdings habe die Universität bisher noch kein Gebäude und auch am Hauptsitz gebe es weder Klingelschild noch Briefkasten.
Universität als Geschäftsfeld?
Mit einer Universität Profit zu machen scheint erstmals bizarr. Für Beloussew soll dies jedoch eine sichere Investition zu sein. Zur NZZ sagt er:
„Wissen Sie, es gibt wenige Unternehmen, die älter als 500 Jahre sind. Universitäten sind fast alle über 500 Jahre alt. So gesehen sind sie die sicherste Investition.“
Beloussow sehe fünf Ebenen, auf denen man Geld verdienen könne. Diese lauteten: Bildungsbereich, wissenschaftliche Dienste, Infrastruktur, Zusammenarbeit mit Spin-Offs und die Entwicklung eigener Systeme. Startups, die vielversprechend seien, könnte somit Zugriff zu den universitären Ressourcen verschaffen werden. Mit dem Gelingen dieser Startups würde man zusätzlich Gewinn einnehmen können. „Andererseits wollen wir innerhalb der Universität verschiedene Managementsysteme entwickeln und diese an Dritte vertreiben“, erklärt Beloussow.
Finanzielle Unterstützung vom Kanton
Trotz seines Vermögens, von dem er 100 Millionen Dollar selbst investieren will, kriegt Beloussow auch Geld vom Staat. Genauer vom Kanton Schaffhausen, in welchem auch die Universität gebaut werden soll. Der zugesprochene Betrag liegt bei drei Millionen Schweizer Franken (rund 2,8 Millionen Euro). Die positive Entscheidung begründet der FDP-Regierungsrat Christian Amsler der NNZ gegenüber damit, dass Regional- und Standortentwicklung ein ausschlaggebender Punkt war. Tatsächlich spielt das in Schaffhausen keine unwichtige Rolle. Der Kanton bemühe sich schon länger darum, öffentliche Tertiärinstitute (Anmerkung der Redaktion: Hochschulen und Institutionen, die höhere Bildung vermitteln) herzuholen.
Laut Beloussows Begründung sei die Schweiz ein geeigneter Standort, da sie neutral, stabil und freundlich sei. Natürlich spielen auch andere Faktoren zum Standort Schaffhausen mit: Zusammen mit den Kantonen Schwyz und Zug zählt Schaffhausen als ein Steuerparadies mit den günstigsten Unternehmenssteuern im Lande. Außerdem sei Schaffhausen sehr zentral, so dass man ihn innerhalb von dreißig Autominuten sowohl von Zürich als auch vom Zürcher Flughafen erreichen kann.
Dieser Zuspruch von Geld sei nicht bei allen Schaffhauser Politiker so gut angekommen. So wundere sich beispielsweise auch die Schaffhauser SP-Nationalrätin Martina Munz. Sie zeige der NZZ in einem Gespräch ein großes Unverständnis, da es sich bei dem Kantonsbeitrag nur um einen „kleinen Klacks“ für Beloussow handeln soll. So hätte man die Drei Millionen besser in öffentliche Schulen investieren sollen:
„Es ist eigenartig, dass irgendein Großinvestor kommen kann und der Kanton sofort buckelt. So schnell, wie er auf der Bildfläche erscheint, so schnell ist er auch wieder verschwunden“, äußerte sich Martina Munz zum Zuspruch des Geldes.
Der längerfristige Plan wäre es, die Universität staatlich anerkennen zu lassen. Kein einfaches Ziel, denn bisher habe dies keine Schweizer Privatuniversität geschafft. Grund dafür wäre es, den Studierenden ein Studium ohne hohe Studiengebühren zu ermöglichen. Wie hoch diese künftig sein werden, könne Beloussow noch nicht sagen. Seine Angaben zur NZZ waren wie folgt: „Sie werden bestimmt viel höher sein als bei der ETH, aber tiefer als 50.000 US-Dollar pro Semester wie bei der Carnegie Mellon. Da werden wir uns am Markt orientieren.“
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