Türkische Armee attackiert 115 Ziele des Assad-Regimes

  11 Februar 2020    Gelesen: 643
  Türkische Armee attackiert 115 Ziele des Assad-Regimes

Bei einem Vergeltungsschlag der Türkei gegen syrische Regimetruppen sind laut Angaben des Verteidigungsministeriums in Ankara mehr als 100 Soldaten „neutralisiert“ worden. Die Bundesregierung betrachtet die Eskalation in Idlib mit Sorge.

Als Reaktion auf den Tod von fünf türkischen Soldaten bei einem syrischen Angriff in der umkämpften Region Idlib hat die Türkei nach eigenen Angaben mehr als 100 syrische Soldaten „neutralisiert“. „Nach unseren Informationen wurden 101 Angehörige des Regimes neutralisiert“, teilte das türkische Verteidigungsministerium am Montag mit. 115 Ziele der Assad-Truppen seien attackiert worden.

Die türkischen Streitkräfte nutzen das Wort „neutralisiert“, um getötete und gefangen genommene Soldaten zusammenzufassen. Zudem seien drei Panzer und zwei Kanonen zerstört sowie ein Hubschrauber getroffen worden. Die Luftangriffe auf syrische Stellungen würden am Abend fortgesetzt. Die vom Ministerium genannten Zahlen konnten zunächst nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.

Zuvor waren bei einem Angriff der syrischen Regierungstruppen in der nordwestsyrischen Region Idlib fünf türkische Soldaten getötet und fünf weitere verletzt worden. Bereits in der vergangenen Woche waren acht Türken durch Angriffe syrischer Regierungstruppen getötet worden.

Nach Angaben der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatten die syrischen Streitkräfte die türkischen Soldaten auf der Luftwaffenbasis Taftanas nördlich der Stadt Sarakeb attackiert. Angaben zur Zahl der Opfer machte die Beobachtungsstelle, die sich auf ein Netz von Informanten in Syrien stützt, jedoch nicht.

Hunderttausende auf der Flucht

Nach Angaben der Beobachtungsstelle erhöhte sich die Zahl der in den vergangenen 24 Stunden durch syrische und russische Luftangriffe getöteten Zivilisten auf 29. Unter ihnen sind demnach sechs Kinder. Sie seien bei von Russland unterstützten Angriffen der syrischen Armee auf das Dorf Abin Semaan in der Provinz Aleppo getötet worden, teilte die Beobachtungsstelle mit.

Die Regierung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hatte im Falle eines erneuten Angriffs mit harter Vergeltung gedroht. Am Montag erklärte das Verteidigungsministerium, Ankara werde „auf entschlossenste Weise“ auf jeden neuen Angriff reagieren.

Angesichts der Gewalt flohen unzählige Familien aus dem Nordwesten Syriens Richtung Norden. „Die Zahl der Menschen, die durch diese Krise vertrieben werden, gerät jetzt außer Kontrolle“, sagte der Sprecher des UN-Büros für humanitäre Hilfe (Ocha), David Swanson, der Nachrichtenagentur AFP. 689.000 Menschen seien in den vergangenen Wochen vor der Gewalt in Idlib und Aleppo geflohen.

Das Auswärtige Amt bestätigte gegenüber der „Bild“-Zeitung Berichte über eine zusätzliche Verlegung türkischer Streitkräfte nach Idlib. Die Bundesregierung sehe „die erneute Eskalation und das Risiko einer direkten Konfrontation zwischen türkischen Streitkräften und dem Assad-Regime in Idlib mit großer Sorge und ruft alle Beteiligten zur Deeskalation auf“.

Ursprünglich hatte sich die Türkei mit Russland auf eine Deeskalationszone in Idlib geeinigt. Die Region wird seit Jahren von islamistischen Milizen, darunter Haiat Tahrir al-Scham (HTS), kontrolliert. Zuletzt versuchte die Türkei, ihren Einfluss auszubauen. Die Operation der Assad-Truppen führt zur direkten Konfrontation zwischen syrischen und türkischen Streitkräften.

die Welt


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