Der Eishockey-Underdog wird mutig: Die Spieler der Fischtown Pinguins träumen vom Titel, die Stars bleiben und erstmals winkt die direkte Qualifikation für das Playoff-Viertelfinale. "Ich bin ehrlich: Damit habe ich nicht gerechnet. Wir haben Eishockey gezeigt, das mehr denn je begeistert", sagte Team-Manager Alfred Prey. In seiner vierten Saison in der Deutschen Eishockey Liga steht der Club, der mit 4,5 Millionen Euro den kleinsten Etat besitzt, vor der vierten Qualifikation zur K.-o.-Runde. Als Tabellenfünfter hat der Verein aus Bremerhaven neun Spiele vor dem Ende der regulären Runde zum ersten Mal die Chance, direkt ins Viertelfinale einzuziehen. Mit den Erfolgen wächst auch der Mut.
"Wir sind so weit, dass wir sagen können: Es reicht uns nicht, ins Viertelfinale zu kommen. Wir können in Zukunft noch viel mehr erreichen - auch wenn es natürlich sehr schwer wird", sagte Angreifer Jan Urbas der "Nordsee-Zeitung". Urbas gehört zu den herausragenden Profis in der Seestadt. Der Slowene führt mit 22 Treffern die Torjägerliste der DEL an. In der Vergangenheit wäre es üblich gewesen, dass ein Spieler vom Format des zweifachen Olympia-Teilnehmers nach der Saison zu einem zahlungskräftigeren Liga-Konkurrenten gegangen wäre.
"Fischtown" hat jetzt einen König
Doch Manager Prey gelang es nach zahlreichen Abgängen in den Vorjahren, den von sämtlichen Top-Teams umworbenen Stürmer zu halten. Als "eine neue Dimension" bezeichnete der 66-Jährige die Vertragsverlängerung des 31-Jährigen und ernannte ihn zum "König von Fischtown". Der Pinguins-Manager befürchtete eigentlich "einen harten Kampf" um seinen besten Spieler. "Aber am Ende war es eine einfache Geschichte", sagte er. Die Bremerhavener um Trainer Thomas Popiesch haben beim Familienmenschen Urbas vor allem auf den Wohlfühlcharakter des Vereins gesetzt - und gewonnen.
"Bremerhaven hat Vorteile und Nachteile. Die Vorteile überwiegen", erklärte Urbas. Finanziell können die Fischtown Pinguins eigentlich mit keinem DEL-Club mithalten. Allein die Qualifikation für die Pre-Playoffs (Platz sieben bis zehn) wäre "wie eine Meisterschaft", betonte Prey. 21 Punkte beträgt der Vorsprung auf die elftplatzierten Kölner Haie, die fast über den dreifachen Etat verfügen. "Da muss schon sehr viel in die Hose gehen", merkte der sonst sehr zurückhaltende Manager an. Immer wieder gelingt es ihm, mit klugen Transfers und Schnäppchen aus Österreich oder Dänemark die DEL-Konkurrenz zu überraschen. Wie gut die Pinguins mit den Top-Clubs mittlerweile mithalten können, zeigte der vergangene Spieltag.
Nur nach Penaltyschießen verloren die Pinguins gegen Meister Adler Mannheim. "Die Realität sieht aber so aus: Da spielen vier gegen 16 Millionen Euro", erklärte Prey, der klar stellte: "Bei uns geht alles nur über das Kollektiv." So wollen die Pinguins mit dem Start in den Liga-Endspurt am Freitag gegen die Augsburger Panther ins Viertelfinale stürmen und wieder die Großen ärgern. Denn in einer Serie wird niemand gerne gegen die Fischtown Pinguins antreten wollen. "Wir sind eine unbeliebte Mannschaft", sagte Prey. "Wir sind laufstark, spielen aggressives Eishockey über 60 Minuten, lassen den Gegner nie in Ruhe. So etwas verabscheuen spielerisch starke Mannschaften. Für einen Sieg muss uns der Gegner vom Eis kratzen."
Quelle: ntv.de, Tobias Brinkmann, dpa
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