Die Zahl der Todesopfer durch das neuartige Coronavirus in der zentralchinesischen Provinz Hubei ist seit Mittwoch um 242 gestiegen - und hat sich damit im Vergleich zum Vortag mehr als verdoppelt. Das teilte die Regionalregierung der Provinz mit. Die offizielle Gesamtzahl der Menschen, die in Festlandchina an den Folgen der Infektion gestorben sind, liegt damit nun bei rund 1350.
Die jüngste Zunahme der Zahl der Todesfälle liegt deutlich über den bisherigen Tagesbilanzen. Wie die Gesundheitskommission der Provinz Hubei mitteilte, wurde die Erfassung von Diagnoseergebnissen nach einer Untersuchung "überarbeitet". Patienten seien gemäß der neuen Klassifikation hinzugefügt worden. Demnach werden seit Donnerstag auch klinische Diagnosen in die Statistik bestätigter Fälle aufgenommen. Generell vermuten Experten eine sehr hohe Dunkelziffer.
Zahl der neu nachgewiesenen Infektionen verzehnfacht sich fast
Der Gesundheitsausschuss der Provinzregierung teilte zudem mit, dass innerhalb eines Tages weitere 14.840 Fälle von Ansteckungen mit dem Covid-19-Erreger in Hubei bestätigt wurden. Zum Vergleich: Am Vortag hatten die Behörden nur 1638 Neuinfektionen gemeldet - die Rede war von einer Verlangsamung der Anstiegsrate gewesen. Auch der sprunghafte Anstieg der Neuerkrankungen sei laut der Gesundheitskommission auf geänderte Kriterien in der Diagnose zurückzuführen.
Wie die Zeitung "China Daily" unter Berufung auf chinesische Experten erläuterte, können Ärzte jetzt eine offizielle Diagnose stellen, die auf einer Kombination von Faktoren wie Lungenbildern, dem physischen Zustand und der epidemiologischen Vorgeschichte beruht. Bislang waren demnach nur Tests im Labor dafür maßgeblich. Mit diesem Verfahren waren aber wohl viele Erkrankungen erst nach drei oder vier Tests auch tatsächlich als Sars-CoV-2-Infektion erkannt worden.
Zudem erscheint das sich wandelnde Berichterstattungssystem Chinas mit unterschiedlichen Definitionen der einzelnen Fälle kompliziert. Die täglich berichteten Zahlen repräsentieren laut Experten somit eher die Fähigkeiten, Fälle zu identifizieren und zu melden, als das wirkliche Ausmaß der Epidemie.
Die offizielle Gesamtzahl der Krankheitsfälle in Festlandchina stieg nach Bekanntwerden der jüngsten Zahlen nun auf mehr als 59.000.
Die allermeisten Todes- und Infektionsfälle treten weiterhin in Hubei auf, dort hatte die Epidemie im Dezember ihren Ausgang genommen. Die Behörden haben die Provinz weitgehend von der Außenwelt abgeschottet.
Kreuzfahrtschiff "Westerdam" vor Kambodscha eingetroffen
Gute Nachrichten gab es für die aus Hongkong kommende "MS Westerdam": Das Kreuzfahrtschiff ist vor Kambodscha angekommen. Das bestätigte der Hafendirektor von Sihanoukville, Lou Kimchhun. Das Schiff mit rund 1500 Gästen und 800 Besatzungsmitgliedern an Bord liege 2,5 Kilometer vom Hafen entfernt. Die Passagiere werden demnach medizinisch untersucht und auf Fieber überprüft. Laut dem Hafendirektor sollen am Donnerstag erst einmal 600 Menschen das Schiff verlassen, 800 am Freitag.
Von der Reederei Holland America Line hieß es, die Gäste würden in den nächsten Tagen an Land gehen und dann mit Charterflügen in die Hauptstadt Phnom Penh gebracht, um von dort die Heimreise anzutreten. Man sei den kambodschanischen Behörden "extrem dankbar" für ihre Unterstützung.
Zuletzt hatten Thailand, Taiwan, Japan, die Philippinen und Guam der "MS Westerdam" das Einlaufen in ihre Häfen verweigert. Dabei sind bislang keine Fälle von mit dem Virus Sars-CoV-2 Infizierten an Bord bekannt. Alle Gäste an Bord sind der Holland America Line zufolge gesund.
An Bord des unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes "Diamond Princess" im japanischen Yokohama ist hingegen bei weiteren 44 Menschen eine Infizierung mit dem Virus festgestellt worden. Das gab das japanische Gesundheitsministerium bekannt. Damit erhöht sich die Zahl der Infizierten an Bord auf 218. An Bord des Kreuzfahrtschiffes sind auch zehn deutsche Staatsangehörige. Die Quarantäne gilt noch bis zum 19. Februar.
Mobilfunkmesse in Barcelona fällt aus
Wegen der weltweiten Ausbreitung des Virus wurden am Mittwoch zudem zwei internationale Großveranstaltungen abgesagt: Die Veranstalter des World Mobile Congress in Barcelona kündigten an, die Mobilfunkmesse nicht stattfinden zu lassen. Auch die Formel 1 will wegen des Virus keinen Halt in Shanghai machen.
Am Donnerstag treffen sich die Gesundheitsminister der EU zu einem Sondertreffen in Brüssel: Sie beraten dabei über mögliche einheitliche Einreisekontrollen im Falle einer weiteren Ausbreitung des Erregers sowie über die beschleunigte Entwicklung eines Impfstoffes. Auf der Agenda steht auch die Frage, wie die EU mit möglichen Engpässen bei Medikamenten wegen Produktionsunterbrechungen bei Pharmaherstellern in China umgeht.
spiegel
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